II. Materia medica und Toxikologie. 297
der Luftwege etc. liervortraten. Bald aber kamen heftige Con-
gestionen nach oben dazu. Purgantia, Nitrum und Blutentlee
rungen blieben erfolglos und Hiruleiden, Meteorismus, Versto
pfung, Hitze und Unruhe nahmen vielmehr zu. Das Exanthem
floss zusammen und Kopf und Brust wurden allmählig so ein
genommen , dass Sulfocation zu befürchten war. In diesem Zu
stande wurde Pat. unbewusst ins Bad gebracht, wo er sich
sogleich beruhigte. Der bisher krampfhaft zurückgehaltene Stuhl
und Urin gingen unwillkiihrlich ab. Am andern Morgen hatte
Pat. die Augen geöffnet, Coma und Respiration waren erleich
tert und das Exanthem besser entwickelt. Dasselbe Mittel
Wurde 3 Mal während 7—8 Minuten an diesem Tage wieder
holt und ein ähnliches Verfahren an den folgenden Tagen half
jedes Mal auf der Stelle. Pat. genass unter den gewöhnlichen
Erscheinungen eines langwierigen Eiterungsstadium. — Der
Verf. erinnert noch daran, dass Sydenham schwere Pocken
kranke auf den Boden legen und mit kaltem Wasser bespren
gen liess. [Hamburger Zeit sehr. J. d. ges. Medic. nach:
11 Filiatre Sebezio. Jan. 1386.]
137. D as Fontanell als Präservativ gegen Hydro-
uephalus; von Dr. Bennkwitz in Berlin. So viel der Verf.
Weiss, machte der G. M. R. Dr. Sachse zuerst 1825 in deut
schen Blättern (Journ. d. pr. Heilk. Bd. 60. St. 5.) auf die
heilsame Wirkung des Fontanells in dieser Hinsicht aufmerk
sam. Seitdem hat sich B. desselben in dazu disponirten Fällen
oft bedient und den grossen Nutzen desselben immer bestätigt
gefunden. Bei jedem seiner kleinen Kranken war er, sobald er
besondere Anlage zu diesem Uebel sah, darauf aufmerksam und
beim ersten leisesten Auftritt verdächtiger Vorboten setzte er
gleich in den Nacken ein Vesicans so gross, wie ein preuss.
Phaler, das er dann ununterbrochen Wochen und Monate lang
ln Eiterung unterhielt. Fast immer gelang es ihm den Aus
bruch der Krankheit dadurch zu verhüten und nur 1 Mal, w o
diess nicht der Fall war und das obgleich zeitig gelegte Fonta-
nell den Hydrocephalus nicht verhüten konnte, hatte er doch
die Freude, jenem grossentheils wieder die Heilung beimessen
2 u können. Denn als schon die Gefahr die höchste war und
»lies sich zum tödtlichen Ausgange neigte, entwickelte sich
plötzlich im Nacken, wo das Vesicator lag, eine weithin sich
Verbreitende erysipelatöse Entzündung mit pustulösem Ausschlage
Un d bald war das Kopfleiden wie weggezaubert. Noch auffal
lender aber war der grosse Nutzen des Fontanells in einem
Falle, wo das Uebel wiederholte Rückfälle bildete und dem B.
nur dadurch steuern konnte, dass er ein Vesicator im Nacken
Jahre lang in starker Eiterung erhielt. Auch verdient dieser
Fall deshalb Erwähnung, weil er einen Knaben betraf, dessen 6
Geschwister alle wohlgebildet und von keinem ähnlichen Lei
den weder früher noch später befallen waren, bei dem sich aber