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II. Matena medica und Toxikologie,
Eingebornen vom 5. bis 35. Jahre und unter dem männlichen
Geschlechte. In 9,Fällen kam er nur 1 Mal bei einer Frau vor
und hing 2 Mal von Verwundungen, 7 Mal von innern Ursa
chen ab. In 4 Fällen rief man die Heilung durch Colchicum
3 Mal hervor, während unter den 5 andern Fällen, wo man
das Colchicum nicht gab, 3 Todesfälle eintraten. S. hob zuerst
die oft sich vorfindende Verstopfung durch Klystiere, setzte
dann 50—60 Blutegel, oder eine gehörige Anzahl blutiger Scluöpf-
köpfe, längs der Wirbelsäule und wenn zugleich Trismus zugegen
war, bis an den Proc. mastoid. und Hess hierauf Ueberschläge mit
Salmiak-Auflösung machen. Gleichzeitig giebt er die Tinct. Col-
chic.vinos. halbstündlich zu 4- Drachme und steigt mit derselben so
lange, bis Brechen oder Durchfall entsteht. Werden durch
diese Koliken und Collapsus hervorgerufen, so dient Spir. Min
der. mit Morph, acet. zu Gran. Die Tinctur besteht aus 2
Unzen Sem. Colch. auf 1 Pfd. Vm. hisp. — Der rheumati
sche Ursprung des Tetanus erklärt die Möglichkeit dieser Wir
kungen des Colchic. in nachstehendem Falle. Ein 27jähriger
Mann war seit 2 Tagen von einer Tag und Nacht fortgesetz
ten Reise zu Pferde über Berge und Bäche heimgekehrt, als
er schmerzhaftes Ziehen im Nacken und der Kinnlade bemerkte,
das sich nach einigen Stunden über Rücken und Brust ausdehnte,
den Kopf nach hinten zog, den Bauch zusammcnschnürte und
das Schlucken erschwerte. Gegen diese Zufalle wurde die er
wähnte Behandlung eingeschlagen, ohne dass sich in 16 Stun
den etwas veränderte, es kamen vielmehr Retentio urinae da
zu, bis 8 Stunden später Brechen, Stuhlgang und dann reich
liche Schweisse und Urinausleerung erfolgten und der Krampf
nur in den untern Extremitäten eintrat, wenn sie berührt wur
den. Am andern Tage war auch die Kolik gehoben und die
Zeichen einer leichten Exsudation im Gehirn verloren sich eben
falls , freilich langsam, nach Blutegeln etc. [Hamburger Zeh-
sehr, f d. ges. Mcdic. Bd. 3. Hfl. 2. nach: American Jour
nal of ihe medical Sciences. JMov.—Jan. 1836.]
136. Behandlung der Variola mit kalten Bädern;
von de Vitis. Die Vortheile, welche die kalten Bäder nach
de Vitis in der Variola, die ihm hauptsächlich in Entzündung
der äussern Haut und einem ähnlichen Leiden der innern Häute
besteht, gewähren: sind: rasche Entfernung der übermässigen
Wärme, Beschränkung der Entzündung, Erleichterung aller
schweren Symptome, namentlich des Coma und des Rasseins der
Brust, Beförderung der Darm - und Nierensecrection , gute Eite
rung und leichte Vernarbung. de V. fordert zu muthiger Zu
rückweisung der Furcht vor Metastasen auf und führt 14 Fälle
an, wo kalte Bäder den scheinbar nahen Tod glücklich ver
scheuchten. Unter diesen befindet sich folgender: ein junger,
kräftiger Soldat bekam zusammenfliessende Pocken, die nach 3
Tagen unter den gewöhnlichen Zufällen: Kopfschmerz, Reizung