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II. Matena medica und Toxikologie.
gefüllt. Diese rasche, innige Durchdringung des Stoffs ist höchst
auffallend und gut und erklärt die ungemein schnelle Wirkung,
.Linderung und Heilung. In sehr seltenen Fällen wirkt das
'Mittel gar nicht ein, in andern langsam und unvollkommen und
‘fast nie macht es Beschwerde. Nur bisweilen ruft es Indige
stion nnd Durchfall hervor, dann aber heilt es auch nicht. Nach
Wallace soll man die Hydriodsäure sogar im Urin eines Säug
lings finden, wenn die Mutter das Kali nahm; auch hat man
Spuren davon im Speichel und den Thränen gefunden. Ver
suche, welche E. mit Schweiss und Speichel anstellte, haben
ihm dies nicht bestätigt, dagegen fand er bei allen Untersnchun-
gen im Urin Jod. Auch hat er den Urin scrophulöser Kinder,
die lange und reichlich Bergener Leberthran nähmen, auf Hy
driodsäure geprüft und 2 Mal leichte amethyslblaue Färbung
entdeckt, wodurch Kopps Annahme, dass der Thran Jodine
enthält, wahrscheinlich wird. Der Urin Kranker, die jodhaltige
Mineralwässer tranken, namentlich die Heilbronner Adelheid-
Quelle, zeigte keinen Jodgehalt. Zur Prüfung desHydriodsäure-
Gehalts im Urin bedient sich E. übrigens der früher schon hin
reichend bekannten und auch von Wallace angegebenen ein
fachen Methode. In Folge dieser bringt man den Harn in eine
Proberöhre, setzt dazu einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure
und dann eine geringe Menge Stärkeinehlauflösung. Hierzu
tröpfelt man einige Tropfen Clorkalkauflösung, worauf sich der
Urin so, wie angegeben wurde, färbt, wenn er Jodine enthält.
Setzt man mehr Chlorlösung hinzu , so entfärbt sich der Urin
alsbald wieder und wird klar. — Wallace hat das Kali
hydriodicum in 142 verschiedenen Fällen mit grossem Nutzen
angewendet und E. muss seinerseits das, was W. angiebt, be
stätigen. Es ist auffallend, wie schnell das Jodkalium auf die
Krankheitserscheinungen wirkt, zumal in secundärerLues, über
all aJjer^nurj der hypertrophische Process und zwar mit
Substanzwucherung obwaltet und wieder vorherrschend, wo er
sich in den Knochen und der Oberhaut zeigt. Wo dej atro
phische sich vorfindet, sah E. keinen Nutzen. Venerische Kno-
chengesclmiilste, trockene derartige Hautausschläge, Osteokopus
etc. schwanden bald. Grosse offene Bubonen in einem ganz
verzweifelten Falle mit tiefgesunkenen Kräften blieben unge-
heilt, obgleich das Mittel nichts schadete. Veraltete Gicht mit
Knochenauftreibungen in den Gelenken milderte sich bedeutend,
Contracturen nach allgemeiner Gicht wurden wieder schmerzhaft
und es stellte sich einige Beweglichkeit in den Gelenken ein;
Drüsengeschwülste und Verhärtungen verminderten sich, wenn
auch nur langsam. Ausser Jodkalium innerlich, hat E. noch
'ein Jodpflaster auf die aufgetriebenen Knochen gelegt und er
glaubt dadurch die innere Wirkung des Mittels unterstützt zu
haben; auch liess er zuweilen die Glieder mit warmem Oel
einreiben. Das Pflaster bestand aus Kali hijdriodici, Jodin.