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II. Matena medica und Toxikologie.
gengegend ward ein Vesicatorium gelegt. Als dieses gezogen
hatte und die geöffnete Oberhaut zurückgeschlagen worden,
streuete man 3 Gran jenes Extracts auf die Wunde u. bedeckte
sie mit Leinwand. Abends ward dieWuude mit lauem Wasser
gereinigt, wieder mit 3 Gran Extr. bestreuet u. so täglich drei
Mal repetirt. Pat. klagte bei jeder Operation über lebhaft bren
nenden Schmerz; allein schon den ersten Nachmittag ward das
Athmen freier und die Convulsionen blieben aus; die Harn-
secretion fand sich wieder und wurde allmählig copiös, der
Stuhlgang breiigt, die Geschwulst setzte sich u. s. w. Den 4.
Tag musste das Einstreuen des Extractes unterbleiben, weil die
Wunde entzündet war und heftig schmerzte. Von dem Mittel
waren 27 Gran verbraucht worden. Die Wunde heilte durch
die Naturkräfte und Patientin genas unter dem Gebrauche der
Digitalis mit Liq. Kali acet. und später mit vJq. Laurocerasi
vollkommen und dauerhaft von der Wassersucht. — Wie die
ser Fall für die Nützlichkeit und gewissermassen Vorzüglichkeit
der Arzneianwendung auf endermatische Weise spricht, so führt
Verf. aus mehreren Zeitschriften andere Fälle an, welche das
eben Gesagte bestätigen. Das Blasenpflaster hält Verf. für das
geeignetste Mittel zur Entfernung der Epidermis. Das Pflaster
muss, wenn es gezogen hat, behutsam entfernt werden, damit
nichts davon zurückbleibe und die Wunde ferner reize; dann
wird, wie oben gelehrt, verfahren. Je näher das Mittel dem
Ieideuden Theile gebracht wird , um so wirksamer ist dieses.
Die Grösse der zu entblössenden Stelle muss stets der Quantität
des anzuwendenden Mittels und der Zeit, in welcher man die
Wirkung wünscht, entsprechen. Eine grosse Zahl kleiner Ober
flächen giebt eine grössere Wirkung, als eine einzige grosse.
Das feinste Pulver eignet sich am besten zu dieser Anwendungs
art ; flüssige Mittel müssen aulgetröpfelt oder vermittelst Charpie
angewendet, harzige müssen als Pflaster aufgelegt werden, wel
che Form jedoch dem Zwecke am wenigsten entspricht. Die
Gabe des endermatischen Mittels darf im Allgemeinen nicht viel
grösser seyn, als wenn man dasselbe innerlich anwenden würde.
[ Oesterr. med. Jahrb. 1836. Bd. 20. St. 1.]
130. Ueber Darstellung des reinen, weissen
officinellen Veratrins; von F. Martens, Provisor in
Leipzig. Der von den Hüllen befreite und vorsichtig zerklei
nerte Sabadillsaame wurde zu drei verschiedenen Malen durch
Alcohol von 90 p. c. Tralles extrahirt, die erhaltenen Auszüge
stark ausgepresst und von der geklärten Tinctur der Weingeist
abdestillirt. Das zuriickbleibende dunkelbraune Extract wurde
so oft mit durch Schwefelsäure versetztem Wasser ausgekocht,
als kohlensaures Natron noch einen Niederschlag in der abfiltrir-
ten Flüssigkeit hervorbrachte. Säinmtliche Flüssigkeit wurde nun
zur Abscheiduug des darin gelösten fetten Sabadillöls durch 24
Stunden hingestellt, daun durch doppeltes Papier fillrirt und hierauf