Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 23 
war. Pat. klagte über sehr empfindlichen Schmerz eine hand 
breit über dem Nabel, der keinen Augenblick aufhörte und 
durch äussern Druck sehr stieg. Der übrige Tlieil des .Leibes 
war weniger empfindlich und Härten etc. um so weniger zu 
fühlen, als Pat. sehr fett war. Das Erbrechen hielt unaufhör 
lich an und Pat. konnte keinen Schluck Chamillenthee, Milch, 
Wasser etc. geniessen, ohne gleich darauf einen fast faustdicken 
Strom grüner Flüssigkeit auszubrechen. Dabei hatte er bei 
feuchter, aber schmutziger Zunge sehr heftigen Durst, den er 
doch zu stillen Anstand nahm, warf sich sehr unruhig umher 
und rief immer: j'etowff'e, welches Wort, wie bekannt, bqi fran 
zösischen Kranken nicht grade Pulmonarangst, Erstickungsnoth 
bedeutet, sondern in sehr weitem Sinne für jede drängende 
Unruhe, für jede tief innere beängstigende Empfindung gebraucht 
wird. Der Puls hielt sich immer auf 85 Schläge, war nicht 
gespannt, nicht hart, nicht klein und unterdrückte Urinbeschwer 
den, wie im folgenden Falle, fanden sich nicht vor. Die 
Diagnose war unklar, auch konnte sich der Verf. mit Heim 
nicht ganz darüber einigen und die Behandlung konnte sich nur 
auf allgemeine Anzeigen beziehen. Heim mochte sich nicht 
von Annahme einer Darmentzündung trennen, wofür allerdings 
der plötzliche Auftritt des Uebels, wenn gleich ohne-alle be 
kannte Veranlassung, anhaltendes Erbrechen, hartnäckige Ver 
stopfung, Schmerz im Leibe etc. sprachen. Volvulus, innerer 
Bruch etc., woran man dachte, würde immer wieder, als 
ursächliches Moment, auf Enteritis zurückgeführt haben, 
wogegen dem Verf,, wie gegen Annahme einer Peritonitis, Puls, 
Blut, das bei drei nach und nach angestellten Aderlässen keine 
Spur einer phlogistischen Beschaffenheit zeigte, Sitz des Schmer 
zes nur an einer bestimmten Stelle des Bauchs und gäuzliche 
Unwirksamkeit der Aderlässe, der Blutegel, Umschläge und Ab 
führungen zu sprechen schien. Mehr schien dem Verf. für 
Gallensteincolik zu sprechen, die namentlich gerade diese Art 
des Erbrechens, das plötzliche Eintreten des Uebels und den 
fixen, tief innern Schmerz erklärte, über dessen Sitz sich der 
Kranke bekanntlich so oft täuscht, so dass hier die Behaup 
tung vom angeblichen Sitze über dem Nabel nicht aullällen 
konnte. Gänzliche Unwirksamkeit aller Mittel, die auch nicht 
vorübergehend erleichterten und die 4tägige ununterbrochene 
Dauer des Uebels widersprachen jedoch auch dieser Annahme. 
Am 4. Tage verlangte Pat. Kaffee, trank ihn, fing bald dar 
auf an, zu deliriren und starb eine halbe Stunde später. Bei 
der Section fand sich keine Spur von Bauchfell - oder Darm 
entzündung, noch von Leberkrankheit oder Gallensteinen. Alle 
Organe des sehr schönen, uur übermässig fetten Körpers wa 
ren vielmehr ganz normal und nur allein das Pancreas war 
zur Dicke einer starken Mannsfaust intumescirt, knorpelartig 
verhärtet, mit Duodenum und theilweise mit dem Magen fest
	        
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