20 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Verhältniss stehenden Zwischenräumen die Harn-Ab-und Aus
sonderung wieder regemässig ein. — Hier, wo gänzliche und
lange Unthätigkeit der Nieren ohne alle Stellvertretung eines an
dern Organs vorkam, war auch vicarirende Uebernahme gar
nicht nöthig. Wässrige Feuchtigkeiten waren im Körper nicht
überflüssig, also auch nicht ahzusondern, nicht fortzuschaffen.
Es war vielmehr erforderlich, die durch die enorme Emesis und
Diarrhöe dem Körper entzogenen wässrigen Feuchtigkeiten zu
ersetzen, um das nöthige 'Gleichgewicht wieder herzustellen.
Was hier mit den in der wässrigen Feuchtigkeit des Harns
enthaltenen und normal auszuscheidenden übrigen Stoffen, die
gleichzeitig im Körper Zurückbleiben, wird ? fragt sich. Entwe
der ist auch von diesen während eines solchen krankhaften Zu
standes so viel auf einmal entfernt worden, dass sich der
Ersatz derselben nöthig macht, oder sie können sich einige
Zfeit, selbst im vermehrten Maasse im Körper aufhalten, ohne
für denselben nachtheilig zu werden. [Huj'clan&'s Journ. der
prakt. Heilk. 1836. Juni.]
7. Einiges über den Krebs der Bauchspeichel
drüse; vom G. M. R. Dr. Casper in Berlin. Unter den
w ichtigern Organen des Körpers giebt es keins, über dessen
Pathologie bis jetzt noch so wenig geschrieben worden wäre,
als die Bauchspeicheldrüse, und kaum irgendwo giebt es so
verschiedene Meinungen, als bei Allem, was die Pathologie
dieser Drüse betrifft, wenn man den einzigen Satz ausnimmt,
über den allein die Selbstbeobachter einig sind, dass diese Ue-
bel zu den unheilbarsten und zu denen zu rechnen sind, die
zum sichern, qualvollen Tode führen. Gewöhnlich nimmt man
an, dass die Krankheiten des Pankreas sehr selten rein Vor
kommen, doch auch hierüber, was wohl am leichtesten noch
fest zu stellen w’äre, sind die Stimmen getheilt. Während der
neueste Schriftsteller Bigsby, in einer lehrreichen, aber rein
compilatorischen Zusammenstellung über diese Leiden (Edinb.
med. and. surg. Journ. Juli 1835 S. 85. scr/.) im Anfänge
behauptet, dass dieselben sehr selten wären, sagt er später beim
Scirrhus, dass er keine Schwierigkeit gehabt habe, 28 Fälle
vom Krebs des Pancreas zu sammeln, die er noch obenein,
wenige Beobachtungen bei Bo net und Lieutaud ausgenom
men, nur allein in den neusten englischen und französischen
Journalengefunden hat. Hohnbaum dagegen gesteht (Summ.
Bd. VIII. No. 147), dass ihm in seiner 32jährigen Praxis nur
ein Fall vorgekommen sey, bei dem sich notorisch eine Krank
heit des Pancreas zeigte, ja selbst Bailly bekennt, ebenfalls
nur Eine Beobachtung von einer solchen Krankheit gemacht zu
haben, während Berends behauptete, dass die Entzündung
des Pancreas in eben dem Grade selten sei, als die Verhär
tung desselben oft vorkomme, woraus man, bei der Wahrheits
liebe desselben schliessen müsste, dass ihm letztere in der