Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
dium anceps melius quam nullum, lässt im Bedenken mögli 
cherweise etwas Unnöthiges vorzunehmen, auch die Möglichkeit 
Vorbeigehen, dem Verletzten reelle Hülfe zu leisten und zeigt 
eich, indem man eine oft undankbare Operation lieber gar nicht 
erst unternimmt, vielleicht auch mehr bedacht, seinen Ruf z# j 
bewahren, als dem Wohle des Kranken auch diesen unterzu- 
ordnen. Die Fälle aber, wo man die Trepanation unterlassen 
darf, sind folgende: 1) wenn die Stelle, wo trepanirt werde» 
soll, durch keine äussere Beschädigung am Kopfe angedeutet 
wird und darüber jede, aus der Art der verletzenden Gewalt 
und den übrigen Nebenumständen sowohl, wie aus den Erschei 
nungen am Verletzten hervorgehende Aufklärung fehlt. 2) Wen# 
die Verletzung dem Trepan nicht zugänglich ist, z. B. bei Fis 
suren, die in geringer Ausdehnung an der Basis beginnen und 
sich vergrössert mehr oder weniger weit in diese fortsetzen. 
3) Wenn die Verletzung so bedeutend ist, dass man sie durch 
die Trepanation nicht beseitigen kann und überhaupt die Ope 
ration als ohnmächtiges Mittel gegen sie erscheint, z. B. bei 
Fissuren über den ganzen Schädel, grossen Fracturen an meh 
reren Stellen des Schädels etc. Die die Verletzung bewirkende 
Gewalt giebt darüber keine sichere Auskunft; man erhält letz- 1 
tere nur durch Autopsie mittelst genugsam grosser Dilatationen 
und Einschnitten an den äussern Kopfbedeckungen. 4) Wen# 
bei ohnedies schon durch die Verletzung geöffnetem Schädel 
man Extravasaten, oder Knochensplittern und fremden Körper# 
den Ausgang verschaffen und Depressionen eleviren kann. Uebef 
alles dies bekommt man erst Aufschluss durch die nöthigen Di 
latationen der äussern Verletzungen und möglichst ausgedehntes 
Abscheeren der Haare. Allein durch genaue örtliche Untersu 
chung, nicht durch Conclusion gelangt man zur Auffassung det 
richtigen Anzeigen, deren Gründe immer rein örtlich bleibe# 
und die man uin so weniger von allgemeinen Zuständen allei# 
ableiten darf, da diese so oft gemischt und so höchst undeut 
lich auftreten, dass man, folgte man ihnen allein, allerdings 
viele Trepanationen umsonst und sehr zur Unzeit unternehme# 
würde. Hält man dies Alles fest und trepanirt man nur da» 
wo die erwähnten Gegenanzeigen nicht Vorkommen, so wir# 1 
auch die unermessliche Mehrzahl der Übeln Ausgänge und in det# 
Maasse der Misscredit abnehmen in dem die Operation jetzt 
steht, sie wird den schon so lange besessenen Rang unter d e # 
ersten Operationen unangefochten behaupten und hinsichtlich ih 
rer Erfolge mit den schönsten, segensreichsten chirurgischen Ein 
griffen wetteifern. [Hunds Mag. f. d, ges. Heilk, Bil. 47' 
Hß. 1.]
	        
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