UI. Chirurgie und Ophthalmologie.
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mit den Fingern die jirt. cruralis auf den horizontalen Ast des
-Schambeines; der an der äussern Seite des Schenkels stehende
Operateur stach das 2schneidige Messer im obern Dritttheile des
Schenkels ein und bildete einen 4 Zoll langen äussern Lappen,
machte dann mit dem grossen einschneidigen Messer, einen Fin
ger breit unter der Einstichsstelle, einen halben Zirkel schnell
durch Haut und Muskeln in einem Zuge und trennte die noch
am Knochen hängenden Muskelreste mit einem kleinen Ampu-
tationsmesser. Die weichen Theile hielt der obenstehende Ge-
hiilfe mit der Hand, ohne gespaltene Compresse, zurück, der
Knochen wurde mit Brünninghausen’» Säge getrennt und Art.
cruralis und pro/umla unterbunden. Schon beim Durchsagen,
das sehr leicht ging und den untern Tlieil abbrechen liess, nahm
man wahr, dass der Knochen noch krank seyn müsse, fand auch
die Schnittfläche an der untern Seite cariüs, doch die äussere
Lamelle des Knochens gesund und mit Beinhaut bedeckt. J.
entblösste daher mit einem Scalpell den Knochen 2 Zoll nach
oben und trennte ihn und als er die Caries noch weiter gehen
sah, nahm er mit der kleinen Bogensäge noch eine, 3 bis 4 Li
nien dicke Schicht weg. Dabei wurde ihm ein wirklicher ca-
riöser Fistelgang bemerkbar, der im Knochen hinter dein TVo-
chanter major bis an seine Spitze ging, auch fand er einen
Tlieil des Troch. tninor enlblösst. Hiernach würde die Zurück
lassung des cariösen Knochenstumpfes die Eiterung unterhalten
und den Tod der Operirten zur Folge gehabt haben, der Verf.
entschloss sich daher, den Knochenstumpf zu exarticuliren, er
weiterte mit dem kleinen convexen Amputationsmesser den vor
dem Winkel der Basis des Lappen 2 Zoll nach oben, _ trennte
mit einem Scalpelle die weichen Theile von allen Seiten des
Knochens, lösste die Muskelinsertionen am Trochanter maj. et
nun. ab, wobei er das untere Ende des Knochenstumples fasste
und nach verschiedenen Richtungen leitete, schnitt Kapselband
und Lig. tcres leicht durch und entfernte so den Kopf aus der
Pfanne. Die Gelenkhöhle erschien ganz gesund. Die Blutung
beim secundären Absagen und der Eutblössung des Knochen-
dumpfes war ganz unbedeutend und stand leicht unter Anwen
dung feuchter Schwämme. Der Stumpf war nun allerdings zu
reich an Fleisch und man hätte, um eine einfache Zirkelwunde
zu erhalten, den Lappen abtragen können. J. aber scheute neue
Verletzung und Blutung, besonders da Pat. anfing, Vorboten
der Ohnmacht zu zeigen und vereinigte daher die Wunde durch
Knopfnähte und einige Heftpflasterstreifen: der untere, hintere
w inkel an der Basis des Lappens blieb zum Abfluss des Eiters
aus der Wunde, besonders aus der Pfanne, unvereinigt. Aus-
aerdem wurde kein Verband angewendet, der Stumpf auf ein
dünnes, mit Wachsleinw and bedecktes Spreukissen gelegt und
halte Fomentationen und Mandelmilch verordnet. Die anatomi-
bc ‘ le Untersuchung de» exarticulirien Gliedes ergab Folgendes: