Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 17 
abgehen, nachdem Beide vorher Monate lang Ekel, Koliken, 
Magenweh lind sein - erschwertes Harnen gehabt hatten. \HuJe- 
land’s Journ. d. prakt. Heilk. 1836. luni.] 
6. Viermal 24 Stunden lang bestandene Unter 
brechung aller Ha r n a bs o n d e r un g, ohngeachtet ei 
nes wahrend dieser Zeit bedeutenden Genusses von 
Flüssigkeiten; vom Prof. Dr. Fleisciimann sen. in Erlan 
gen. Dass unter Umständen Organe für andere vicariren, oder 
die Function auf kürzere oder längere Zeit für einander über 
nehmen, dass auch selbst krankhafte Erscheinungen einander 
nicht selten ablösen, oder in veränderter Form in anderen 
Organe auftreten, ist bekannt. In ersterer Hinsicht übernimmt 
die Leber in Krankheiten der Lungen deren Function; die Nie 
ren, der Darinkanal functioniren für das Hautorgan und umge 
kehrt ersetzt dieses die Function jener. In Betreff des Auf 
tretens einer Krankheit in veränderter Form in einem andern 
Organ hat der Verf. in einer Zeit, wo Wechselfieber mit dem 
der Witterung angemessenen rheumatischen Charakter herrsch 
ten, nachstehenden Fall beobachtet: ein 11 jähriger körperlich 
kräftiger, gesunder Knabe bekam eine Tertiana. Jeder Frost 
anfall, der übrigens schwach und kurzandauernd, aber mit rheu 
matischen Schmerzen bald in den obern Extremitäten, bald auf 
der Brust, bald im Unterleibe verbunden war, endigte mit Er 
brechen einer dicken, zähen, schleimigen Masse, doch ohne 
alle Spur galliger Beimischung. Die Hitze war jedesmal stark 
und hielt lange an, der Schweiss aber war sehr massig. In 
der Apyrexie hatte der Knabe keine Beschwerden. 5 Anfälle 
waren schon vorüber, viele schleimige Massen ausgebrochen 
und die gastrischen Zufälle, ja selbst das Erbrechen beseitigt. 
F. schritt daher sogleich zur China, doch erst nach Stägiger 
Anwendung blieb das Fieber aus. Er hatte befohlen, das Mit 
tel noch 8 Tage fortzunehmen, doch es geschah nicht. 5 Tage 
nach dem letzten Anfalle trat zur nämlichen Stunde, zu der 
früher das Fieber erschien, heftiger Unterleibsschmerz ein, der 
nach ^ Stunden (so lange hatte früher jedesmal der Frost au 
gehalten) mit heftigem, schleimig-wässrigem Durchfall aufhörte. 
Als F. aufs Neue gerufen wurde, hatte dieser Schmerz nebst 
Diarrhöe bereits 2 Mal den Tertiantypus eingehaiten. Der 
Knabe war sehr matt, hatte aber Esslust. Auf China mit 
Opium und äusserliche Anwendung des Theriaks mit Ol. Nu 
dist. auf den Unterleib stellte sich nach 24 Stunden plötzlich 
das Fieber wieder ein, hielt noch mehrmals den 3tägigen Ty 
pus, verschw and dann bald auf anhaltenden Gebrauch der China 
und kehrte nicht wieder. Was das Vicariren der Organe für 
einander betrifft, so erwähnt Parr einer lange andauerndeu 
Nichtabsouderung des Harns, die durch reichliche Ilautausdiin- 
stung ersetzt war und Günther erzählte vpn sich selbst, dass 
e mmal sein Hautorgan für seine Nieren vicarirt habe. Er be- 
Summarinm d. Medicin. 1836. III. 2
	        
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