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II, Materia medica und Toxikologie.
Ren. Hier werden die Kranken nuf einer leiterartigen Vorrich
tung, die sich wie im Charniere an der Kutsche auf- und ab
wärts bewegt, mittelst Riemen und Federn ausgespannt und so
längere oder kürzere Zeit hindurch wiederholt in die See ge
taucht. Andere leichter Verkrümmte gehen nackt mit ihrer Ma
schine am Körper im Wasser herum. Nimmt inan nun auch
an, dass die Strecknpparate auch während des Badens ihre
Schuldigkeit thun, obgleich bei der in der kalten See bestän
dig beobachteten Zusammenziehung der Haut und aller Weich-
theile eine Verschiebung der Maschinen, ein Rutschen der Bän
der und Riemen wohl Vorkommen dürfte, so lässt sich doch
kaum erwarten, dass eine günstige Contraction der Knochen
vor sich gehen könne. Denn da sich nur in den kleinsten Theil-
chen derselben eine solche Zusammenziehung denken lässt, so
ist es unmöglich anzunehmen, dass diese iu einer andern Rich
tung gescheiten könne, als in der ein Mal vorhandenen, also in
der pathologischen. Wenigstens ist nicht einzusehen, warum
die Knochentheilchen gerade in der normalen Richtung sich ein
ander nähern sollten; die Contraction durch Kälte kann also hier
nur eine ungünstige Wirkung hervorbringen, welch* kaum
durch die während der Bäder fortgesetzte Anw endung der Ma
schinen entgegengearbeitet werden kann. Wenn aber bei Ver
krümmten ein günstiger Einfluss der Seebäder beobachtet wird,
so möchte ich den Grund in der anerkannten antiscrophulösen
und antirhachitischen Heilkraft derselben suchen, die bei Heine
um so mehr in Anschlag zu bringen seyn dürfte, da sie die
einzige ist, die von ihm zur Verbesserung der ganzen Körper-
Constitution seiner Zöglinge angewendet wird.
97. Bemerkungen und Erfahrungen über einige
der neuern Arzneimittel; vom Dr. Baktels in Schwerin.
(Fortsetzung. S. Summar. N. F. Bd. III. Hft. 3. Nr. /0.) lkl*
Nach B. eins der Mittel, durch welche
[die Materia medica wahrhaft bereichert worden ist und wie
' unter den neuern Mitteln das Chinin zweifelsohne den ersten
Platz einnimmt, so möchte der Verf. demselben zunächst die
Ratanhia stellen, Da die vortrelfliche Wirkung derselben gegen
Blutflüsse jeder Art, besonders aber des Uterus, gegen Scorbut,
vorzüglich das so häufig vorkommende schlechte soorbutische
Zahnfleisch, gegen Aphthen, faulige Auflösnng der Säfte, ato-
nische Schleimflüsse, üble scorbutische, mercurielle, brandige
Geschwüre etc. innerlich und äusserlich angewendet, sich schon
so vielfach bewährt hat, so würde B. zu spät kommen, wollte
* seine, das Erwähnte bestätigenden Erfahrungen weitläufiger
| "»«heilen. Er macht daher nur auf einige nicht unwichtige
Nebenwirkungen der Ratanhia aufmerksam, die er einige Male
beobachtete und die weitere Erfahrungen widerlegen oder be
wahren mögen. Gewiss ist vielen Aerzten nicht entgangen,
Mie leicht das Mittel Uebelkeit und Erbrechen erregt. B. hat