208 I. Pathologie, Therapie und medizinische Klinik.
auf Verlangen des Pat., Opiate bisweilen abgerechnet, alle
Mittel ausgesetzt und nachdem derselbe wenigstens 2 Mal den
typhösen Process durchgemaicht hatte, der gern dem Tode bei
denen, die der .Hectik unterliegen, vorausgeht, und der sich
auch hier,, wie gewöhnlich, durch Aphthen und Delirien, sowie ,
durch colliquative Durchfälle und Schweisse, anssprach und
nachdem Pat. ganz abgemagert war, wurde er endlich am
0. März, also ungefähr 4 Monate nach dein ersten heftigen
Auftritt des Uebels, durch den Tod von seinen Leiden befreit«
— Das Resultat der nur mit Mühe ausgewirkten Oelfnung des
Unterleibs und einer nur oberflächlichen Untersuchung desselben
war nachstehendes: Leber, Milz, Nieren und Magen waren
ganz gesund und nur die Blase allein krankhaft. Sie schien
schön von Aussen beim ersten Anblick derber, fester, als sonst,
wie zusammengezogen und war fast leer. Aus ihren Verbin'
düngen gelöst und herausgenommen, fiel auch bei Betastung die
festere Beschaffenheit auf und während die äussere umkleidende
Haut gesund erschien, stellte sich, nachdem man sie auf ihrer
\ordern Wand der Länge nach durchschnitten hatte, an der
rechten Seitenwaud und diese fast ganz einnehmend, ein am
Blasenhalse anfangendes und nach der hintern Wand hinge- '
heudes grosses Krebsgeschwür dar, das sich durch üblen Ha
bitus, harten, scirrhösen Boden und fungöse Blumenkohlähnli
che Auswüchse ganz deutlich als solches zu erkennen gab. Die
Prostata war zwar etwas fester, wie es aber schien kleiner,
als gewöhnlich, gleichsam atrophisch, doch nicht gerade eut-
artet. — Was die Epicrise anlangt, so hat C. oben angege
ben, wie er den mitgetheilten Fall im Entstehen und weitere
Fortschreiten beurtheilte-, dass er zuerst ein auf Hämorrhoidalan-
lage begründetes rheumatisch-entzündliches Leiden, bald darauf
aber Blasenhämorrhoiden vor sich zu haben glaubte und erst
später irgend eine organische Veränderung in der Structur der
Blase und ein uubeilbares Uebe} derselben anzunehmen, sich
für berechtigt, hielt. Damit gesteht er ein, dass er sich in der
Diagnose des Uebels geirrt, oder wenigstens nicht das wahre
Wesen derselben erkannt habe. Doch darf .er wohl mit Recht
annehmen, dass dies vielen Andern hier ebenso gegangen seyi*
würde., worüber sich Niemand wundern wird,, der bedenkt»
wie viele Aebnlichkeit überhaupt die Krankheiten im Anfang e
mit andern, wenn auch oft ganz verschiedenen Uebeln haben,
wie viel namentlich diese Krankheit im Entstehen mit andern
Blasenleiden gemein hatte, wie weniges man in therapeutischen
Werken über den Blasenkrebs aufgezeichnet findet und wie w*'
nig man daher Gelegenheit hat, sich über dieses Uebel Rath z u
erholen. Die .pathologischen Erscheinungen, die sich vor Alle 0
andern als diesem Falle und daher dem ursprünglich fiir sich
bestehenden Krebsgeschwüre der Blase eigenthümlich heranszu-
stellen scheinen, sind: der ausserordentlich grosse, durch kein