198 I. Pathologie, Therapie uud medicinische Klinik.
Säuren und kalte Getränke, in manchen Fällen auch durch Pur
ganzen erzielt. Die erkalteten Füsse müssen zwar erwärmt
werden, aber nicht durch warme Fussbäder, welche oft die
Congestionen nach dem Kopfe vermehren; Blutegel, an das
Zahnfleisch gesetzt, verwirft Verf. aus demselben Grunde. —
Der gastrische Zahnschmerz entsteht von durch Erkältung
veranlassten Unordnungen iin oberu Theile des Nahrungskanals,
ist weder heftig, noch reissend, sondern mehr wühlend, boh
rend, zuckend und durch seine ununterbrochene Dauer beson
ders empfindlich; bald schwächer, bald stärker und bleibt nicht
auf einen Zahn beschränkt, hält jedoch nicht so lange an, als
der congestive Zahnschmerz. Die Gemüthsstimmung, der Zun
genbeleg, die unreine Farbe des Zahnfleisches und der Mangel
an Appetit deuten auf den Ursprung des Leidens hin. Ein
Brechmittel besiegt den Schmerz oft mit einem Schlage; auch
Salmiak thut gut, nicht minder folgende Mixtur: Rcc. Vin. sti-
biat., Liq. Ammon. acet. aa. 5j., Tinct. op. simpl. wo
von alle 2—3 Stunden 20—30 Tropfen genommen weiden. —■
Der catarrhalische oder rheumatische Zahnschmerz ent
steht unmittelbar durch Unterdrückung der Hautthätigkeit, wan
dert von einem Zahne zum andern, scheint bald im Zahnfleische,
bald in der Wange zu sitzen, ist heftiger, als der vorige, und
mehr reissend. Wärme thut der leidenden Seite wohl; jede
Temperaturveräuderung und jeder leichte Zugwind mehrt den
Schmerz. Nicht selten ist dabei der ganze Körper gegen kalte
Luft empfindlich, fröstelt fortwährend und besonders sind die
Füsse eiskalt. Der Schmerz hält manchmal wochenlang an,
liebt die feuchte und kalte Jahreszeit und weicht der antirheu
matischen Behandlung. — Der idiopathische, rein nervöse
Zahnschmerz wird erkannt, wenn der Zahn ohne materielle
Schädlichkeiten in der Zahnhöhle und ohne allgemeine krank
hafte Körperzustände heftig, leistend, ruckweise schmerzt. Ne
ben dein Gebrauche von Ableitungsinitteln muss die Nervenem-
pfindlichkeit entweder indirect durch reizende Diuge, z. B. Rum,
oder direct durch Narcotica abgestumpft werden. Scharfe Spi-
rituosa sollen nicht in den Mund genommen, sondern nur in den
hohlen .Zahn gebracht werden. D. empfiehlt Kreosot, gleiche
Theile Opium und Kanthariden, und als sicher wirkend inner
lich Dover’sches Pulver. [Horn’s Archiv. 1836. Jan. Febr.]
90. Hartnäckige Verstopfung; von Dr. Miehendoiu?
in Stralsund. Eine 73jährige Dame, die viele Jahre an chro
nischem Husten und Verstopfung gelitten, so dass nur durch
Klystiere oder Abführmittel Oeffnung geschafft werden konnte,
klagte Ende März d. J., dass die Stahl’schen Pillen und Rly-
stiere nicht mehr helfen wollten. M. verordnete daher Pillen
aus Aloe, Seife und Rhabarber und nach und nach mit Aus
dauer gelinde und stark abführende Mittel und daneben die
kräftigsten Klystiere, zuweilen 6 in 24 Stunden. Erst nach