I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 197
von der Ohnmacht, in welche er zu Ende der Operation gefal
len Mar. Bis zum 5. Tage fieberte er; am 3. ward der Ver
band, nach Entfernung der blutigen Hefte, mit einem neuen
vertauscht, und von da ab jeden Tag erneuert. Bis zum 3.
Juli litt Pat. an Husten. Einige Tage darauf erfolgten höchst
profuse entkräftende Schweisse. Passende Mittel hoben sowohl
diese Erscheinungen als auch eine später eintretende ungemein
traurige Gemüthsstimmung, mit entsetzlicher Angst, und am
19. Aug., bis zu welchem Tage die Vernarbung vollständig ge
lungen war, konute W. als geheilt entlassen werden. Bemer-
kenswerth war, dass sich zu Ende der Cur eine, früher vor
handene Sclnveissabsonderung der Inguinalgegend und an den
Schenkeln — wieder einstellte, und dass wohl die profusen
Schweisse, so M’ie die mit der angegebenen Gemüthsstimmung
verbundene Angst nur Folgen der unterdrückten örtlichen Schweiss-
absonderung gewesen waren. In Betreff der Behandlung er-
giebt sich ans dem vorgeführten Falle: dass die Etephunt'uvsis
scroti meist ein rein örtliches Uebel ist, folglich operirt wei den darf,
dass eine pharmaceutisch - chirurgische Behandlung nichts nützt,
vielmehr schadet, und dass die Operation zeitig vorgenommen
werden muss. [i?i/.s7’s Maguz. Bd. 47. lTJl. 1.]
89. Ueber die Behandlung des Zahnwehes; von
Ih\ Edm. Dann zu Berlin. Das Blossliegen des Nerven eines
cariösen Zahnes kann schon darum nicht als alleinige Ursache
des Schmerzes angesehen werden, da der angesteckte Zahn
nicht immer schmerzt, dahingegen ist die Entblössung des Zahn
nerven die prädisponirende Ursache, die Opportunität zum Zahn
weh. Als veranlassende Ursache zum Schmerz des von seiner
Knochenhülle entblössten Zahnnerveu nennt Verf. Unreinig-
fkeiteu, z. B. Speisereste, welche iu dem hohlen Zahne durch
| mechanischen Druck oder durch chemische Vorgänge den Ner
ven reizen. Hört der Schmerz nach sorgfältiger und gehöriger
Reinigung des Zahnes nicht auf; so ist der Zahnnerve in Folge
von Congestion, gastrischen Reizen oder von Catarrh
krank, oder er leidet an primär erhöhter Reizbarkeit.
Bei dem Congestionszustande wird der Zahunerve von seinen
überfüllten Gefdssen gedrückt. Saugt man stark an solchem
Zahn, oder bohrt man mit einem Stäbchen in ihm, so entsteht
bisweilen eine kleine Blutung und der Schmerz verschwindet.
Der congestive Zahnschmerz kommt vorzüglich bei jungen , voll
blütigen Leuten in der heissesten Jahreszeit vor, remiltirt und
intermittirt bisweilen wochen- und monatelang, ist reissend und
pochend, fängt jedes Mal leise an und steigt rasch zu einer be
deutenden Höhe. Die Anfälle stellen sich besonders nach dem
Essen und im Bette ein, und verschwinden in der freien Luft,
zumal Vormittags. Der congestive Zustand wird auch durch
Röthe und Hitze der Wangen erkennbar. Die Heilung dieses
Zahnschmerzes wird durch Weglassung alles Erhitzenden, durch