Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

190 IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
er will. Sali doch S. drei zusammenberufene Geburtshelfer, 
worunter er selbst einer war, ihre Zangen bei einer Kreissen 
den hinter einander anwenden und zwar nach Indication, Kunst 
und Vorschrift, doch — es musste zu einem andern Verfahren 
geschritten werden! Dagegen blieb aucli die Zange dem Verf. 
vielmal bei bedeutenden Einkeilungen aller Grade standhaft und 
ohne zu wanken liegen, er machte 30 bis 50 Tractionen mit 
Erschöpfung fast aller Kräfte und entband endlich doch lebende 
und auch ferner fortlebende Kinder, was er selbst nicht erwar 
tet hatte. Wohl dem, der in solchen Fällen einen sachverstän 
digen Ablöser hat. Einmal kam S. während einer solchen 
Entbindung in nicht geringe Verlegenheit. Bei einer erstgebä- 
renden sehr dicken, kurzen Frau, welche die Hebamme viel 
zu früh angestrengt und drei Tage erfolglos hatte kreiseu las 
sen, musste er nämlich, wegen ganz aufgehörter Wehen, die 
Zange anlegen. Diess geschah bei starker Kopfgeschwulst und 
Einkeilung des Kopfes nach den Regeln der Kunst, aber der 
Kopf wich nach etwa 25 kraftvollen Zügen nicht von der Stelle. 
S. triefte von Schweiss und war ermüdet. Ruhen Sie aus Herr 
Doctor, sagte die Kreissende kaltblütig, wir wollen unsern 
Knecht holen lassen, der ist noch stärker wie Sie, dieser wird 
das Kind bald herausgezogen haben! Nach gehörigem Ausru 
hen entband S. diese Frau von einem lebenden Mädchen, das 
einen sehr starken Kopf hatte, ll-j-S 1 wog und bei dem nur 
ein kleiner Eindruck an der Stirn vom Fenster des rechten Zan- 
genlöflels sichtbar war. — Eine in der Jugend scrophulös ge 
wesene Metzgersfrau hatte bereits drei Tage gekreisst und 15 
Stunden im Gebärbette zugebracht, die Wehen hatten seit meh 
reren Stunden ganz aufgehört und da nun Hebamme und An 
gehörigen alle Hoffnung, dass die Geburt auf natürlichem We 
ge beendigt werden würde, aufgaben, wurde S. geholt, der 
den Kopf mit ungeheurer Geschwulst in der durch Einwärts 
stehen des Vorberges zu kleinen Conjugata des rhachitischen 
Beckens stark eingekeilt fand. Erst nach 36 Tractionen aus allen 
Leibeskräften war der Verf. so glücklich, ein starkes, munteres 
Kind zur Welt zu fördern, Mutter und Kind waren und blieben 
gesund. — Eine kleine sehr dicke Frau von 20 Jahren kam, 
nach Verlauf ihrer ersten ziemlich guten Schwangerschaft’, ih 
rer Niederkunft nahe. Die Wehen waren schlecht, krampfhaft 
und ganz und gar unwirksam. Weder passende Lage, noch 
die gepriesenen Mittel zum Wehenerregen konnten die Geburt 
befördern: jede Wehe, wenn sie auch kräftig einzutreten schien, 
hörte, da sich vom Grunde des Uterus aus heftiger Schmerz 
einstellte, alsbald wieder auf. Nach 49stündigem Kreissen und 
Anwendung aller angezeigten Mittel war es dem Verf. endlich 
möglich, die Zange anzulegen und nach 26 kräftigen Zügen 
mit derselben entband er einen lebenden Knaben, sah aber 
dann bald die Ursache der GeburtsYerzögerung. Die ganze Na
	        
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