188 IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
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fahr sich befindende Leben der Mutter zu retten seyn mochte,
indem die Naturkraft jene Lage nicht zum Heile verändern, w ohl
aber durch verstärkten Blutsturz zum Untergange führen könne.
Nachdem man auch die Frau vorbereitet und sie in operatives
Eingreifen gewilligt hatte, trug man sie, alle einzelnen Vor-
sichtsregeln beachtend, aufs Wendungslager, wobei sie eine
bedeutende Ohnmacht bekam. Seit 1-j- Stunde waren keine
Wehen eingetreten, der Muttermund war quer, etwa 14- Zoll
geöffnet, die Eihäute lagen unversehrt in demselben und von
Placenta war nichts zu fühlen. Nach kuustgemässer, hinreichen
der Eröffnung, wobei sich wieder Wehen einfanden und we
nig Blut abfloss, ergossen sich aus der gesprengten Blase we
nigstens 3 Pfund gelbliches Fruchtwasser. Die linke Bauch
seite lag vor und der Kopf in der rechten Seite der Mutter.
Ohne grosse Mühe gelangte die rechte Hand links in den Ute
rus und eben so leicht ergriff sie erst den einen, dann den an
dern Fuss und führte diese, so wie den übrigen Körper bis zu
den Schultern, die man beide lösen musste, aus den Geburts-
theilen. Die dünne Oberhaut schälte sich dabei überall vom
Körper ab und bewies das frühere Absterben. Als die Schul
tern geboren waren, fand man die Nabelschnur 3 Mal um den
Hals geschlungen, man durchschnitt sie und nahm die Entwi
ckelung des etwas fest stehenden Kopfes vor. Dabei hörten
die bisher von Ohnmächten unterbrochenen, keineswegs unge
stümen Schmerzensäusserungen der Gebärenden auf, sie klagte
über zunehmende Schwäche und ehe man noch zur Ausziehung
des grossen Kopfs die Zange anlegen konnte, entfloh mit einer
Ohnmacht das Leben, ohne dass lange fortgesetzte Rettungsver
suche es wieder zurückbringen konnten. Während der Geburt
floss kaum 1 Pfund Blut ab und gleich nach Ausziehung des
Kopfes folgte auch die Nachgeburt. —■ Die hier im 9. Schwan
gerschaftsmonate bei Querlage der Frucht aus dem Uterus be
merkte Blutung entstand aus partieller Trennung der iPlacenta
von der Wand des Uterus und zwar in Folge der 3fachen Um
schlingung der Nabelschnur und deren dadurch vermittelten Ver
kürzung, welche Regelwidrigkeit wahrscheinlich vom 17. bis
19. aus nicht zu ergründenden Ursachen erst begonnen und bei
heftiger Fruchtbewegung die Trennung des Mutterkuchens be
dingt hatte. Als der Muttermund nach eingetretenen Geburts
wehen in der Nacht am 23. zuerst 1 Zoll, später lk Zoll
geöffnet war und nach Beachtung aller Umstände zur künstli
chen Frühgeburt geschritten werden musste, konnte man die da
bei nöthigen Manipulationen leicht, rasch und ohne ermattende
Anstrengung der Gebärenden bis zur Entwickelung des Kopfs
ausfiihren. War dessen ungeachtet der Ausgang unglücklich,
SO lag dies wohl nicht allein in der Operation , sondern in all
gemeinen Krankheitszuständen, die während der Schwanger
schaft zum Vorschein kamen und durch mehrtägigen, wenn