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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
natürlich abfloss, worauf die Schmerzen nach und nach aufhör
ten. Alle während dieser Anfälle angewendeten blutentziehen
den, krampflindernden, nervenbelebenden und ableitenden Mittel
linderten und kürzten das Leiden nur wenig. Eben so hatten
die früher ausser den» Anfalle einige Zeit hindurch angewende
ten Antispasmodica und Nervina gar keinen sichtlichen Erfolg.
Pat. war übrigens eine ziemlich lebhafte, dem Geschlechtsge-
nusse wohl nicht abgeneigte Frau, bei der sich weniger all
gemeine Vollblütigkeit, als mehr örtlich vorherrschende Ve-
nosität im meist aufgetriebenen, gespannten, Unterleibe durch
die gewöhnlichen Zeichen verrieth. Der Appetit war zuweilen
stark, zuweilen fehlte er, die Verdauung meist träge, und oft
fanden sich gastrische Beschwerden von Saburra und Infarcten
und selbst periodisches Leibschneiden ein. Etwas Schleim ging
stets aus der Scheide ab, besonders vor und nach der Periode.
Es liess sich daher wohl nicht verkennen, dass zum Theil all
gemeine, mehr aber noch örtliche Plethora im Unterleibe die
Anlage zu diesen Beschwerden begründeten, doch waren ge
wiss auch Infarcten oder andere schädliche Stoffe zugegen, die
als Reiz dienten, mittelst dessen reger Congestionszustand in
dem mit Blut schon überfüllten Generationssysteme unterhalten
wurde, der, wenn der Menstruationsdrang eiutrat, bedeutend
zunuhm und jene Zufälle veranlasste. In Folge dieser Ansicht
liess S., nachdem das temporäre Uebel ein Mal überstanden
w r ar, einen Aderlass am Fusse machen, wobei viel dickes,
schwarzes coagulables Blut abging, wendete längere Zeit hin
durch kühlende, ablührende, auflösende, später die P.eprodu-
ctionsorgane und die Nerven stärkende Mittel an, ordnete be
sonders Regiin und Diät, empfahl viele Bewegung, liess statt
Kaffee, Thee, Bier etc. viel Wasser trinken und gegen Abend
nichts als saure Milch geniessen. Dabei wurden zwar die An
fälle milder, doch waren sie immer noch sehr peinigend. Der
Abgang von einigen Spulwürmern während des Gebrauchs der
abführenden Mittel liess den Verf. endlich verinuthen, in Wür
mern die Veranlassung zu jenen Beschwerden zu suchen. Des
halb gab er einige Zeit die Störk’sche Wurm-Latwerge, wor
auf nicht allein 15 Spulwürmer, sondern auch eine Masse von
Ascariden und Wurmschleim abging. Darauf und bei gehöri
ger Nachcur nahm die Heftigkeit jener Zufälle bedeutend ab, ja
sie traten selbst nun viel milder ein, als sie Anfangs waren
«nd nur noch leichte Krämpfe erinnerten an die frühem Leiden.
[Med. Zeit. v. Vereine f. Hcilk. in Pr. 1836. Nr. 37. |
83. Neue Behandlungsw eise der Blennorrhagie bei
grauen; von Ricord. Der Verf., Wundarzt im Spitale der
Venerischen zu Paris, überzeugte sich durch das Specuhnn viel-
'ach, dass sich bei den meisten chronischen Ausflüssen aus den
"eibli c |,en Genitalien Alfeclion des Gewebes vorfinde, die ohne
örtliches Einschreiten nicht zu heben sei uud er war hier mit