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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
Aufmerksamkeit war aber folgender Umstand werth: obgIeich,die
Geschmacksfläche der Zunge fast um -% verkleinert war und
diese ihre Thätigkeit verloren hatte und obgleich die Nahrung
nur mit einem kleinen Theile der hintern Partie der Zunge und
der Schleimmembran der Bronchialwege in Berührung kam und
letzterer nicht die Fähigkeit zur Unterscheidung und Wahrneh
mung der verschiedenen Nahrungsstoffe, sondern bloss die Er
leichterung der Deglutition zugeschrieben wird, so wurde doch
der Anfangs sehr geschwächte Geschmackssinn nun Mieder mit
vollkommener Genauigkeit ausgeübt. Am 10. Febr. machte man
einen Gypsabdruck von dem schrecklich verunstalteten Gesicht.
Die Vernarbung war hinreichend fortgeschritten, so dass diese
Operation ohne grosse Schmerzen vorgenommen M’erden konnte.
Nach diesem Abdrucke verfertigte mau eine Maske, die nicht
nur die verlorenen Theile ersetzen, sondern auch dem Auge den
Anblick der Verunstaltungen der Wunde entziehen sollte. Die
Vernarbung machte vom 10. bis zum 25. sehr grosse Fortschritte.
Gaumen, Zäpfchen und der ganze verletzte obere Gesichtstheil
mit der anhängenden Haut waren fast wieder natürlich und die
Deglutition wurde allmälilig wieder normal, doch Mar das Ge
wölbe des Gaumens sehr verkleinert und mit dicker, weisser
Kruste, die man stets abwaschen musste, bedeckt. Die linke
Parotis war gelähmt und der Salivationsprocess fand nur rechts
Statt. Der Stumpf des Vorderarms sah hinreichend gut aus
und war fast ganz vernarbt. Das Allgemeinbefinden gab gute
Hoffnung. Da die Stimmorgane nicht verletzt worden waren,
so war natürlich auch die Stimme selbst unverändert geblieben,
allein die zur Articulation der Töne nöthigen Gebilde hatten ge
litten und die Sprache war durch Verlust der Gesichtstheile und
des Mundes erschwert. Doch war die Sprache nicht ganz auf
gehoben, die einfachen und zusammengesetzten Vocale wurden
natürlich und ein grosser Theil der Consonanten hinreichend
klar ausgesprochen, die,Lippen- und Zischlaute aber waren
am undeutlichsten. Doch reichte die blosse Gewohnheit, den
Kranken zu hören, hin, die Sprache verständlich zu machen und
nach und nach verbesserte sich seine Aussprache, so dass, bei
wiedevkehrenden Kräften in den Organen der Articulation, von
Zeit und Uebung noch viel zu hoffen stand. Beim letzten Be
suche verstand man jedes Wort und die in der Nähe liegenden
Verwundeten verstanden den Kranken so gut, wie jeden An
dern. Er schien ohne grosse Mühe oder Schmerz zu sprechen
und die Töne waren nicht laut, aber deutlich genug, um in
ziemlicher Entfernung gehört zu werden und schienen von einem
Menschen herzurühren, der mit einem hölzernen Knebel quer
im Munde sprach. Am 25. versuchte Forjet die abgestorbenen
Fragmente des rechten Kiefers zu entfernen. Es gelang, das
ganze dem Kranken lästige Knochenstück wegzunehmen und
für das künstliche Ersatzstück Platz zu machen. Deu Rest der