Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
Aufmerksamkeit war aber folgender Umstand werth: obgIeich,die 
Geschmacksfläche der Zunge fast um -% verkleinert war und 
diese ihre Thätigkeit verloren hatte und obgleich die Nahrung 
nur mit einem kleinen Theile der hintern Partie der Zunge und 
der Schleimmembran der Bronchialwege in Berührung kam und 
letzterer nicht die Fähigkeit zur Unterscheidung und Wahrneh 
mung der verschiedenen Nahrungsstoffe, sondern bloss die Er 
leichterung der Deglutition zugeschrieben wird, so wurde doch 
der Anfangs sehr geschwächte Geschmackssinn nun Mieder mit 
vollkommener Genauigkeit ausgeübt. Am 10. Febr. machte man 
einen Gypsabdruck von dem schrecklich verunstalteten Gesicht. 
Die Vernarbung war hinreichend fortgeschritten, so dass diese 
Operation ohne grosse Schmerzen vorgenommen M’erden konnte. 
Nach diesem Abdrucke verfertigte mau eine Maske, die nicht 
nur die verlorenen Theile ersetzen, sondern auch dem Auge den 
Anblick der Verunstaltungen der Wunde entziehen sollte. Die 
Vernarbung machte vom 10. bis zum 25. sehr grosse Fortschritte. 
Gaumen, Zäpfchen und der ganze verletzte obere Gesichtstheil 
mit der anhängenden Haut waren fast wieder natürlich und die 
Deglutition wurde allmälilig wieder normal, doch Mar das Ge 
wölbe des Gaumens sehr verkleinert und mit dicker, weisser 
Kruste, die man stets abwaschen musste, bedeckt. Die linke 
Parotis war gelähmt und der Salivationsprocess fand nur rechts 
Statt. Der Stumpf des Vorderarms sah hinreichend gut aus 
und war fast ganz vernarbt. Das Allgemeinbefinden gab gute 
Hoffnung. Da die Stimmorgane nicht verletzt worden waren, 
so war natürlich auch die Stimme selbst unverändert geblieben, 
allein die zur Articulation der Töne nöthigen Gebilde hatten ge 
litten und die Sprache war durch Verlust der Gesichtstheile und 
des Mundes erschwert. Doch war die Sprache nicht ganz auf 
gehoben, die einfachen und zusammengesetzten Vocale wurden 
natürlich und ein grosser Theil der Consonanten hinreichend 
klar ausgesprochen, die,Lippen- und Zischlaute aber waren 
am undeutlichsten. Doch reichte die blosse Gewohnheit, den 
Kranken zu hören, hin, die Sprache verständlich zu machen und 
nach und nach verbesserte sich seine Aussprache, so dass, bei 
wiedevkehrenden Kräften in den Organen der Articulation, von 
Zeit und Uebung noch viel zu hoffen stand. Beim letzten Be 
suche verstand man jedes Wort und die in der Nähe liegenden 
Verwundeten verstanden den Kranken so gut, wie jeden An 
dern. Er schien ohne grosse Mühe oder Schmerz zu sprechen 
und die Töne waren nicht laut, aber deutlich genug, um in 
ziemlicher Entfernung gehört zu werden und schienen von einem 
Menschen herzurühren, der mit einem hölzernen Knebel quer 
im Munde sprach. Am 25. versuchte Forjet die abgestorbenen 
Fragmente des rechten Kiefers zu entfernen. Es gelang, das 
ganze dem Kranken lästige Knochenstück wegzunehmen und 
für das künstliche Ersatzstück Platz zu machen. Deu Rest der
	        
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