II. Materia medica und Toxikologie. 161
sagte, kräftige Welten entstehen und nach dem 3. ein gesundes
Kind geboren wird. So fragte den Verf. einst ungläubig
lächelnd eine Kreissende, ob es wahr sei, was die Hebamme
gesagt, dass er ein Pulver besitze, dass die schon seit 3 Ta
gen zögernde Geburt ohne Weiteres beendigen könne. Da der
Zustand der Frau ganz der obenerwähnte war, so konnte B.
die Aussage der Hebamme bestätigen, die in einem ähnlichen
Falle Zeuge der schnellen Wirkung der von ihm verordneten
Pulver gewesen war. Auch dies Mal wirkten die Pulver rasch
und kräftig und brachten ein gesundes Kind und eine ganz nor
male Placenta zur Welt. Merkwürdig war dabei, dass von
der Frau in der Nacht — B. sah sie am Morgen — eine Masse
von Grösse und Dicke einer starken halben Manneshand abge
gangen war, während, wie die Hebamme versicherte, der Mut
termund erst einige Finger breit geöffnet war, und man den
ziemlich hochstehenden Kopf durch die wenig gespannte Blase
deutlich vorliegend fühlte. Diese Masse sah wie eine Placenta
aus, war röthlich-braun, zeigte theils sehnige, theils körnige
Structur, etwa wie ein Stück hepatisirter Lunge, wurde überall
von einer ziemlich derben, dicken Haut umgeben und bot nir
gends eine Spur von einem Bande, einein Ausführungsgange, oder
einer Adhäsionsstelle dar. — Die beste Form, in der man das
Secale comutum giebt, ist, nach Erfahrung des Yerfs., die des
JPulvers. Er verordnet meist 6 Pulver, jedes aus 10 Gr. aa.
/ Secal. com. und Zucker und lässt davon alle halbe Stunden
eines nehmen, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Bei Me
trorrhagien indess, wenn die Ratanhia nicht hilft, giebt er meist
alle 3 Stunden 2—5 Gran, setzt auch wohl etwas Alaun, Zimmt
etc. zu, hat dies aber nie länger, als bis höchstens 120 Gran
fortgesetzt. Der Aufguss sowohl, als die Abkochung erzeugen
leicht Uebelkeit und Erbrechen und grossen Widerwillen gegen
das Mittel, selbst wenn man nur 1 Drachme auf 4—6 Unzen
Colatur nimmt und beruhigende Mittel: Aqit. Lauroc. Extr.
Hijosc. zusetzt. Die Pillenform hat das gegen sich, dass die
Bereitung zu viele Zeit fordert, abgesehen davon, dass so viele
I rauen überhaupt keine Pillen nehmen mögen. Bei zurückblei
bender Placenta kann man die Wirkung des Secale comutum
durch tiefes Eingreifen, in die Bauchdecken, Einreiben des Un
terleibes mit Eau de Cologne, Acldier sulph., Mixt, oleos-bais.
*md Linim. ammoniat., Einführung der geölten Hand in die
Höhle des Uterus etc. sehr befördern. \v. Grüfe's und v. Wal-
ther's Journ. f. CIm •urg. u. Augcnheilk. Bd. 24. Hft. 3.]
(Fortsetzung folgt.)
71. B emerkungen über Seebäder; von Dr. Hasse in
Leipzig. (Fortsetzung. S. Summar. N. F. Bd. III. Hft 2. Nr.
I*) Von mehreren Aerzten wird der See auch eine elektri-
sche Heilkraft zugeschriebeD, und namentlich hat sich Sachse
ln Se iner Schrift über die Bäder bemüht, die Wirkung der-
Sammarium d. JVIedicin. 1836. III. 11