Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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II. Materia medica und Toxikologie. 
über das Secule comutum: die Bemerkungen über die andern eben 
genannten Mittel versparen wir für die folgenden Hefte. — J) 
Tartarus stibiutus in grossen Dosen. Je strenger man 
mit der Zeit in den Anforderungen an die Wirksamkeit guter 
Mittel und in Sonderung des Arzneischatzes wird, je mehrere 
i man als nutzlos bei Seite legt, um so -weniger mag und kann 
man eins der zuriickbehalteuen, werthvoll erkannten Mittel ent 
behren. Zu letztem rechnet B. nun vor Allen den Tart. sti- 
biut., der als Emeticum zu bekannt ist, als dass er irgend einer 
Empfehlung bedürfte, über dessen Wirkung aber in grossen 
Gaben und nicht bloss in der Absicht gegeben, um Erbrechen 
und Ausleerungen zu erregen, B. um so iieber einige Erfahrun 
gen mittheilt, als er seinen Werth und vielseitigen Nutzen im 
mer hoher schätzen lernte, je länger und häufiger er ihn an 
wendete. Vorzugsweise heilkräftig zeigte er sich gegen alle Ar 
ten entzündlicher Luftröhren- und Lungenleiden und zwar zu 
erst und besonders gegen Pleuritis rhcumutica, eine in der Ge 
gend, wo B. lebt, sehr häufig, vorzüglich im Winter und bei 
scharfen Ostwinden, vorkommende Krankheit, die neben den ge 
wöhnlichen, mehr oder minder rein ausgesprochenen, entzünd 
lichen Symptomen mit mannigfachen gastrischen Beschwerden 
und unregelmässiger Gallen-Ab- und Aussonderung verbunden 
ist. Fängt das Uebel erst an, ist Pat. schwächlich oder schon 
im vorgerückten Alter, wo Entzündungen sich seltener rein und 
kräftig hervorbilden, leiden aufgeschwemmte, besonders weib 
liche Individuen daran und waren noch keine andern Mittel 
gebraucht worden, so heilt der Tart. stibiat. meist schnell und 
allein und bleibt ja vielleicht noch etwas Schmerz oder Druck 
beim tiefen Einathmen zurück, so hebt diesen ein handgrosses 
Vesicator rasch und dauernd. Bei robusten, blutreichen Sub- 
jecten indessen, und wo das Uebel einen hohen Grad erreicht 
hatte, irgend tiefes Einathmen von fixen, höchst penetrirenden. 
Schmerzen und Husten begleitet, oder ganz unmöglich, der 
mühsam hervorgebrachte Auswurf mit Blutstreifen durchzogen, 
oder Blutspeien zugegen war, unterliess B. vorher nie einen 
kräftigen Aderlass. Der Tart. emet. wirkt nach ihm um so 
sicherer und kräftiger und der Verl, hatte dann nie nöthig, den- 
r selben zu wiederholen. Ist aber weniger die Pleura, als das 
Parenchym der Lungen selbst der Sitz heftiger Entzündung, so 
reicht Tart. emet. allein selten aus, sondern es müssen dann 
Aderlässe, und zwar oft mehrmals wiederholte, Nitrum, Digi 
talis, Kalomel etc. zu Hülle genommen werden, besonders bei 
sehr blutreichen, kräftigen JMännern. Ist aber das Uebel ver 
nachlässigt, oder sehr hartnäckig, ist das rein Entzündliche 
schon mehr in den Hintergrund zurückgetreten, oder durch Blut- 
entleerungen gebrochen , der heftige Schmerz mehr in beängsti 
genden Druck übergegangen, die Kräfte sehr gesunken, dauert 
das Fieber fort und wollen sich unter allgemeiner und örtlicher
	        
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