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II. Materia medica und Toxikologie.
über das Secule comutum: die Bemerkungen über die andern eben
genannten Mittel versparen wir für die folgenden Hefte. — J)
Tartarus stibiutus in grossen Dosen. Je strenger man
mit der Zeit in den Anforderungen an die Wirksamkeit guter
Mittel und in Sonderung des Arzneischatzes wird, je mehrere
i man als nutzlos bei Seite legt, um so -weniger mag und kann
man eins der zuriickbehalteuen, werthvoll erkannten Mittel ent
behren. Zu letztem rechnet B. nun vor Allen den Tart. sti-
biut., der als Emeticum zu bekannt ist, als dass er irgend einer
Empfehlung bedürfte, über dessen Wirkung aber in grossen
Gaben und nicht bloss in der Absicht gegeben, um Erbrechen
und Ausleerungen zu erregen, B. um so iieber einige Erfahrun
gen mittheilt, als er seinen Werth und vielseitigen Nutzen im
mer hoher schätzen lernte, je länger und häufiger er ihn an
wendete. Vorzugsweise heilkräftig zeigte er sich gegen alle Ar
ten entzündlicher Luftröhren- und Lungenleiden und zwar zu
erst und besonders gegen Pleuritis rhcumutica, eine in der Ge
gend, wo B. lebt, sehr häufig, vorzüglich im Winter und bei
scharfen Ostwinden, vorkommende Krankheit, die neben den ge
wöhnlichen, mehr oder minder rein ausgesprochenen, entzünd
lichen Symptomen mit mannigfachen gastrischen Beschwerden
und unregelmässiger Gallen-Ab- und Aussonderung verbunden
ist. Fängt das Uebel erst an, ist Pat. schwächlich oder schon
im vorgerückten Alter, wo Entzündungen sich seltener rein und
kräftig hervorbilden, leiden aufgeschwemmte, besonders weib
liche Individuen daran und waren noch keine andern Mittel
gebraucht worden, so heilt der Tart. stibiat. meist schnell und
allein und bleibt ja vielleicht noch etwas Schmerz oder Druck
beim tiefen Einathmen zurück, so hebt diesen ein handgrosses
Vesicator rasch und dauernd. Bei robusten, blutreichen Sub-
jecten indessen, und wo das Uebel einen hohen Grad erreicht
hatte, irgend tiefes Einathmen von fixen, höchst penetrirenden.
Schmerzen und Husten begleitet, oder ganz unmöglich, der
mühsam hervorgebrachte Auswurf mit Blutstreifen durchzogen,
oder Blutspeien zugegen war, unterliess B. vorher nie einen
kräftigen Aderlass. Der Tart. emet. wirkt nach ihm um so
sicherer und kräftiger und der Verl, hatte dann nie nöthig, den-
r selben zu wiederholen. Ist aber weniger die Pleura, als das
Parenchym der Lungen selbst der Sitz heftiger Entzündung, so
reicht Tart. emet. allein selten aus, sondern es müssen dann
Aderlässe, und zwar oft mehrmals wiederholte, Nitrum, Digi
talis, Kalomel etc. zu Hülle genommen werden, besonders bei
sehr blutreichen, kräftigen JMännern. Ist aber das Uebel ver
nachlässigt, oder sehr hartnäckig, ist das rein Entzündliche
schon mehr in den Hintergrund zurückgetreten, oder durch Blut-
entleerungen gebrochen , der heftige Schmerz mehr in beängsti
genden Druck übergegangen, die Kräfte sehr gesunken, dauert
das Fieber fort und wollen sich unter allgemeiner und örtlicher