Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

II. Matelia medica und Toxikologie. 
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wegen zu unvollkommenen oder zu undeutlich ausgebildetem 
oberflächlichen Yenensystem ein Aderlass unausführbar ist. 
In allen übrigen Fällen ist der Aderlass dies souveräne Mittel, 
welches man nur zum Nachtheil und nicht ohne schädliche Fol 
gen für die Gesundheit durch andere Blutentziehuiigsmethoden 
zu ersetzen sucht. — 4) der Anwendung von Blutegeln lässt 
sich vorzüglich entgegenstellen, dass sie da, wo eine widerna 
türliche Aufregung oder ein Entzündungsreiz durch Blutlass be 
seitigt werden soll, durch ihre eigenartige Einwirkung einen Auf 
ruhr und einen neuen Reiz bewirken; dass sie das Blut nur lang 
sam entziehen; dass sich die Menge desselben nicht berechnen 
lässt; dass sie, ohne die Plasticität für den nöthigen Moment 
schnell vermindern zu können, das Blutleben für längere Zeit 
untergraben; dass sie Nervenzufälle und andere Übeln Folgen 
erregen, und dass sie in den meisten Fällen nicht eine topische 
Bluteutleerung bewirken, sondern stets nur durch Verminderung 
der allgemeinen Blutmenge wirken und also durch einen Ader 
lass vollkommen entbehrlich gemacht werden. Muss daher der 
angezeigte Blutlass durch Blutegel bewirkt werden, so suche man 
die Verletzung des intermediären Gefässnetzes möglichst zu be 
schränken, die Blutentlerung schnell zu bewirken, die Blutung 
nach Gutdünken zu leiten und zu stillen, und das Blutleben 
und die v Plasticität gleichzeitig und in gleichem Grade herabzu 
setzen. Man setze nur also wenig Blutegel und diese 
über den oberflächlichen, im Ellenbuge oder am Fusse 
sichtbaren kleinen Verzweigungen; denn werden Blut 
egel über Venen augesetzt, so entziehen schon wenige, theils 
durch ergiebiges Saugen, theils durch stärkere Nachblutung, in 
kürzerer Zeit weit mehr Blut; so wird die nachtheilige Einwir 
kung mehrerer Blutsauger auf die Emplindungsmasse abge 
wendet oder doch vermindert; die Blutung an dem zum Verbände 
schicklichen Orte nach Bedarf unterhalten und zum Schweigen 
gebracht werden, das Blutleben wird weniger untergraben, da 
hier die venöse Blutströmung und nicht das Blut des intermediären 
Aderbezirkes in Anspruch genommen wird, und der Leidende 
weder in seiner Lage gestört, noch am leidenden Tlieile ent- 
blösst und andern schädlichen Einwirkungen nicht ausgesetzt.— 
Da also die Venäsection niemals durch Application von Blut 
egeln ersetzt oder entbehrlich gemacht werden kann, so ist dies 
von blutigen und von trockenen Schröpfköpfen noch we 
niger zu erwarten. Der trockene Schröpfkopl wirkt nicht allein 
durch Reiz und durch vorübergehende Blutableitung, sondern auch 
auf folgende 'Weise: durch den luftleeren Raum des Schröpf 
kopfes und das durch diesen bewirkte Saugen wird die Iiaut- 
atelle in die Höhle des Kopfes gezogen, das ganze Gefässnetz 
11 nt er dem aufsitzenden Schröpfkopfe gereizt, die Empfiudungs- 
•nasse schmerzhaft beleidigt und stellenweis zerstört, das in die 
sen» Bezirke circulirende Blut dadurch angelockt und rascher in
	        
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