IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 125
nie gelangen, Heilung oder Stillstand des Uebels zu bewirken, son
dern er hat nur temporäre Erleichterung und vielleicht Verlän
gerung des traurigen Lebens verschaffen können. Dazu hat er
die vollkommenste körperliche und geistige Ruhe, örtliche Blut-
entziehungen, doch mit Vorsicht, denn zu vieles Blutlassen be
fördert das Oedem, Digitalis, -Aqua Laurocerasi und äussere
Hautreize angewendet und durch möglichst wenig reizende und
nährende Diät die circulirende Blutmasse zu mindern gesucht.
[Holscher’s Hannov. „Annalen. Bd. I. Hft. 2.]
55. Geburtshiilfliche Miscellen; von Dr. Albert in
Wiesentheid. (Schluss. S. Summar. N. F. Bd. III. Hit. 2.
Nr. 24.) 4) Ein junger Bursche, der sonst immer gesund w ar,
hatte 2 Mal ein Mädchen geschwängert und jedes Mal mit die
sem zugleich Uebelkeit und Erbrechen bekommen, dass bei ihm
so lange wie bei der Schwängern anhielt. Bei der ersten
Schwangerschaft war er oft um sie und mochte durch den An
blick dazu gereizt w'orden seyn, bei der 2. war er weit ent
fernt und wusste, als das Erbrechen bei ihm eintrat, noch nicht,
dass sie schwanger sei. Hat hier blosser Zufall, oder wirk
lich eine so wunderbare Sympathie zwischen beiden Liebenden
geherrscht? — 5) Eine 27jährige, zum 2. Male schwangere
Frau von phlegmatisch-sanguinischem Temperamente, die stark
Bier trank, in der vorigen Schwangerschaft im 7. Monate zur
Ader gelassen, dies Mal es aber übergangen, bekam 3 Tage nach
einander gegen Abend leichtes Nasenbluten, dass sich am ersten
Tage durch Aderlass, an den beiden folgenden durch die ge
wöhnlichen blutstillenden Mittel stillen liess. Am 4. Tage kehrte
dasselbe so heftig wieder, dass Pat. in 28 Stunden 4f Maass
Blut verlor. Kein Mittel konnte der Blutung Einhalt thun, bis
die Schwangere in todtenähnliche Ohnmacht fiel, aus der sie
erst nach einer 4- Stunde durch Geburtsw'ehen wieder erweckt
wurde. Nach Stunden gebar sie ein todtes, ganz blutleeres
Kind, pie Frau erholte sich langsam wieder und äusserte durch
die ganze Convalescenz unwiderstehliches Verlangen nach Sauer
ampfer, Meer- und Gartenrettig. — 6) Eine 30jährige sonst
gesunde, sehr geile Frau von sanguinisch-cholerischem Tempe
ramente , die nur ein Mal geboren und seit 5 Jahren nicht mehr
schwanger geworden war, verlor plötzlich ohne bekannte Ur
sache die Lust zum Coitns, wobei ohne sonderliches Uebelbe-
finden der Leib stark anschwoll. — Nach 7 Wochen kehrte
die Lust zum Coitus wieder und während desselben gingen un
ter dem grössten Wollustgefühle 44- Pfund einer, dem Gummi
wasser ähnlichen Flüssigkeit ab, worauf der Leib einfiel und
die Menstrafion eintrat. So wechselte dieser Zustand, alle 3
Wochen wiederkehrend, 7 Monate lang, worauf sie schwanger
Wurde und regelmässig gebar. Gegenwärtig leidet sie an De
generation des rechten Ovarium. 7) Vor Kurzem las A.dass
ein Geburtshelfer an seine Collegen die Anfrage stellt, ob ihnen
1833 nicht eben so häufig, wie ihm, Früh- und Fehlgeburten