Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

11# III. Chirurgie und Ophthalmologie. t 
Arme naclifolgen müssen und nur ein vor ihm stehender Sack 
mit Rleesaamen habe verhindert, dass nicht der ganze Körper hin- 
eingerathen sei. Im beschriebenen Zustande war Pat. allein 
von der Mühle nach seiner 300 Schritt davon gelegenen Woh 
nung gegangen. — B. stellte dem Kranken vor, dass der noch 
übrige Armtheil möglichst bald aus dem Schultergelenke ausge 
löst werden müsste, und Pat. willigte ein. Mit Ausnahme eines 
recht brauchbaren Chirurgen-Gehiilfen, den der Verf. zum Glück 
mitgebracht hatte, waren indess keine Gehülfen vorhanden. B. 
liess deshalb aus dem nächsten Dorfe einige zuverlässige Leute 
holen und es mochte ungefähr 12> Uhr Nachts seyn, als er die 
Operation, wie folgt, mit den Instrumenten vornahm, die er in 
seiner Verbandtasche bei sich führte. Pat. wurde auf einen 
gewöhnlichen Schemel mit Lehne gesetzt und nach gehöriger 
Anstellung der Gehülfen zog B. den ein wenig abducirten Arm 
abwärts, setzte das kleine über die Schulter herüber geführte 
geballte Bistouri, mit schräg aufwärts gerichteter Schneide und 
abwärts gerichteter Spitze, an der hintern äussern Fläche des 
Armes unterhalb der Insertion des M. Latissimus dorsi und 
Teres mctjor an und führte es einen Finger breit unter dem 
Acromion durch die von Haut entblössten Muskeln rund um die 
Schulter herum, eröffnete die Gelenkkapsel, trennte die Sehne 
des Biceps und durchschnitt mit einem Zuge den noch übrigen 
Tlieil der Muskeln und des Kapselbandes. Der zur Coinpres- 
sion der Art. subclavia angestellte Gehiilfe wurde während der 
Operation wankend; daher kam es wohl, dass bei Durchschnei' 
düng der Art. axillaris heftige Blutung entstand, die B. aber 
durch Aufsetzen seines linken Zeigefingers und durch Zurecht- 
setzen des Schlüssels hemmte. Leicht konnte er nun die Art. 
axillaris fassen und durch den Gehülfen unterbinden lassen. 
Eben so war es mit der A. circumflexa humeri unter, posier• 
und der F. axillaris. Da nach Reinigung- der 2 Handflächen 
grossen Wundfläche keine weitere Blutung erfolgte, schritt B* 
zum Verbände. Zum Glück war die Haut nicht so weit ge 
trennt, dass man sie nicht hätte von den Seiten zusainmenschie- 
ben können; nur hinten nach dem Rücken zu war sie unge 
fähr 3 Zoll eingerissen. Den Zwischeuraum der nun senkrecht 
entstandenen Wundfläche füllte B. mit lockerer Charpie au 8 
und legte, während die Haut von einem Gehülfen von den Sei 
ten zusammengeschoben wurde, I Zoll breite und J Ellen lang e 
Heftpflasterstreifen, die sich immer zum dritten Theile deckten 
und deren eines Ende auf dem Rücken, das andere auf der 
Brust zu liegen kam, von oben nach unten vorschreitend, an* 
Dann brachte er Pat. auf das Lager, verschrieb eine Söl. nit['• 
mit Aqu. Ainygd. amar. und liess kalte Umschläge auf die lei' 
dende Stelle mächen. Tags darauf fand er Pat. zwar seht 
matt, doch fast fieberlos mit ungefähr 80 Pulsschlä^n in de* 
Minute. Der Puls war natürlich klein, weich, schnell. Schmer 
zen waren gar nicht entstanden, nur hatte Pat. das auch jet* 1
	        
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