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II. Materia medica und Toxikologie.
äussern Theilen, die dem Gase zugänglich sind, namentlich
•wenn die Gicht die Nerven ergriffen hat und sich heftige
Sehmerzen, oder paralytische Zustände vorfinden. 5) Bei Hä
morrhoiden mit perverser Richtung, um sie aut die s. g. Hä-
morrhoidalgefässe im Mastdarme zu concentriren und zum Fluss
zu bringen, oder wenn dieser zu unregelmässig und zu spar
sam ist, um ihn stärker aufzuregen. 6) Bei Amenorrhoe und
Dysmenorrhöe von zu geringer Thätigkeit im Uterus, beson
ders wenn in einem solchen Falle das Blut gegen andere Or
gane strömt. 7) Bei torpidem Zustande der männlichen und
weiblichen Genitalien. Das kohlensaure Gas scheint in speci-
ficem Verhältnisse zu den Genitalien zu stehen. Durch den
Reiz, die vermehrte Blutströmung, die es in denselben hervor
ruft, hebt es besonders jene Affectionen, die auf Schwäche
beruhen, s. z. B. Unfruchtbarkeit und Impotenz. 8) Bei ere-
thischen Reizzuständen einzelner Nervenpartieen, namentlich der
Sinne, so des Auges, des Ohres. Die Kohlensäure wirkt hier
besonders als beruhigendes Mittel. 9) Bei Impetigines, beson
ders bei Flechten. Durch raschem und freieren Stoffwechsel,
den es in der Haut aufregt und durchführt, lässt sich die Wir
kung bei chronischen Exanthemen leicht erklären. 10) Eben
so zeigte es sich sehr wohlthätig bei critischen Schweissen an
den Füssen, Geschlechtsteilen und dem Perinäum. Das Gas be
ruhigte wie kein anderes Mittel und führte die normale Haut-
secretion herbei. IT) Bei Geschwüren, besonders mit atoni-
scliem, torpidem, faulichtem Character, aber auch bei strichen,
W'o sich starke Wucherung fand. Die Kohlensäure hat hier ein
weites, noch nicht genug gekanntes und benutztes Gebiet. 12)
Auch hat B. das kohlensaure Gas bei mehreren chronischen
Augenleiden angewendet, die auf Schwäche, perverser Nerven
tätigkeit, Blutanhäufungen von Unterleibsstockungen, Hämorr
hoiden, Gicht etc. beruhen. Das Nähere darüber wird B.
nächstens mittheilen. Innerlich wurde bisher das kohlensaure
Gas noch nicht angewendet. Dies soll erst geschehen, wenn
die Anstalt dazu zweckmässig eingerichtet sein wird. Will
man nach vereinzelten Erfahrungen schliessen, so lässt sich bei
Brustleiden hier noch viel hoffen. Die salzsauren Dampf-
und Athmungsbäder anlangend, so stehen über die Wirksam
keit derselben nur erst einige vereinzelte Beobachtungen zum
Gebote, die aber durchaus günstig sind. Wie in Ischl sollen
nächstens auf der Saline bei Kissingen in einem Siedhause An
stalten getroffen werden, um diese Bäder zweckmässig und be
quem nehmen zu können, [u. Gräfe's und v. Walther's Journ.
f. Chirurg, u. AugenhciUc. Bd. 24. Hft. 1.]
41. Bemerkungen über Seebäder; von Dr. K. E«
Hxsse in Leipzig. Ueber die Vortheile, welche die Seebäder
in so vielen Krankheiten gewähren, herrscht in neueren Zeiten
in Deutschland kein Zweifel mehr. Seitdem Doberan schon