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II. Materia medica und Toxikologie.
wurde, recht willkommen seyn, aber zu entscheiden, ob die
Jodine in dieser Beziehung vor jedem andern früher bekannten
Heilverfahren, besonders beim inercuriellen Speichelflüsse, wirk*
lieh grosse Vorzüge Jiat, muss doch wohl einer spätem Zeit
noch überlassen bleiben. — 2) G. M. R. Dr. Atjgitstin ver
sichert, bei Inunctionscuren den übermässigen Speichelfluss, auf
den es dabei weniger, als auf kräftige Transpiration, ankomnit,
immer durch Jodine gemindert und abgekürzt zu haben. Das
selbe bestätigt auch Kreisphys. Dr. Rehfeld. — II. Gegen
Scropheln. Dr. Kuehne in Neustadt a. d. D. nahm von der
Jodine bei Scropheln den besten Erfolg und keine der gefürch
teten Übeln Nebenwirkungen wahr, wiewohl er von Tinctura
Jodinas, die halb so stark war, als die nach der Pharmacopöe
bereitete, allmähli^ steigend von 3 —15 Tropfen, bei recht tor
piden Kranken und eingewurzelten Fällen sogar bis 20 Tropfen,
2 Mal täglich nehmen liess. — III. Gegen Leberanschwel-
lung mit Hydrothorax. Bei Brustwassersucht nach langen
^Unterleibsbeschw erden und anhaltendem Schmerz in der sehr ge
spannten Lebergegend, wo sich schon colliquative Durchfälle
eingefunden hatten, trat auf eine von Dr. Sauer in Schwedt
auf den Unterleib eingeriebene Salbe aus einer Drachme Kali ,
hydro'ioidicum starke Urinabsonderung, grosse Abnahme der Ge
schwulst und tägliche Zunahme der Verdauungskraft ein. -—
IV. Gegen Galactirrhöe. Kreisphys. Dr. Kauser in Mese-
ritz heilte eine Jahr und Tag bestandene Milchsecretion bei einer
jungen Frau, die nicht säugte und bis zum Scelett abgemagert
war, durch Jodine, innerlich und äusserlich angewendet, in 3
I Wochen vollständig. [Med. Zeit. V, Vereine f. Heilk. j#
Pr. 1836. Nr. 34.j
40. D ie kohlensauren Gasbäder und die proje-
ctirten salzsauren Dampfbäder zu Kissingen: vom Prof*
Dr. Balling i daselbst. Die Gasquelle auf der Saline zu Kis-
singen besteht seit 1823. Sie gehört den intermittirenden Quel
len zu; doch ist sie keine reine einfache Gasquelle, sondern
aus dem Schachte, dem sie entsteigt, sprudelt gleichzeitig Soole
empor. In ihrer jetzigen Gestalt kam sie, w ie folgt, zum Vor
schein: eine der Soolquellen der untern Saline, die schon frü
her einige Bohrversuche nöthig gemacht, hatte in den letztem
Jahren sehr an Quantität abgenommen. Da versuchte man 1822 den
ersten Schacht, der nur einige GOEllen Tiefe hatte, w eiter zu führen*
Als man nach einigen Wochen zu 100 Fuss Tiefe gekommen w ar,
sprudelte die Soole bereits mit stärkerem Geräusch und in grösse
rer Menge empor. Doch setzte man die Versuche fort, bis man
bei 298 Fuss Tiefe, durch Abbrechen des Bohrgestränges ge-
nüthigt wurde, sie ganz auszusetzen. Wie alle Mineralquellen
um Kissingen aus buntem Sandstein entspringen, so auch diese*
Doch unterscheidet sie sich durch 2 interessante Phänomene
von allen übrigen: 1) die Quelle quillt nicht in ununterbrocke'