84 III. Pathologie, Therapie und mediciuische Klinik.
Alle übrigen Eingeweide waren normal. — IV. Am 7. Apr. 1832
Morgens gegen 9 lihr wurde ein Kriegsreservist in das Garni-
eonlazareth zu Düsseldorf gebracht. Sein Zustand verrieth gleich
die höchste Gefahr, indem, ausser lebhaften Schmerzen, auch
Aufgetriebenheit und Anschwellung des Unterleibs bemerkt wurde,
wozu beständige Anwandlungen von Ohnmächten, Schluchzen,
Neigung zu Vomituritionen und kaum fühlbarer Puls, so wie col-
labirtes Gesicht und eiskalte Extremitäten kamen. Pat. hatte den
Nachmittag vorher noch exerc : rt und dabei ohne weitere äussere
Veranlassung beim Bücken plötzlich lebhaften Schmerz im Hy-
pochondrium dextrum empfunden, weshalb ihn der Chirurg nach
Hause und nach der in der Nacht eintretenden Verschlimmerung
am andern Morgen ins Lazareth schickte. Hier behandelte man
den Fall als Unterleibsentzündung, wahrscheinlich in Folge einer
Ruptur, oder innern Einklemmung, ohne dass jedoch der Zustand
bis zu dem nach 6 Stunden eintretenden Tode verändert worden
wäre. Bald nach dem Tode bildeten sich sugillirte Hautdecken
und emphysematose Anschwellungen des Hodensacks und d^r Un
terextremitäten. Der schon im Leben aufgetriebene Unterleib
erlangte nach dem Tode die höchste Ausdehnung, und bei Eröff
nung desselben, 24 Stunden nach dem Tode, fand sich die ganze
Höhle mit fäculenten Stoffen und dem übrigen Inhalte des Ma
gens und Darmcanals überschwemmt, der Darmcaual stellenweise
geröthet und entzündet, hier und da selbst mit Brandflecken und
Exsudaten besetzt und dicht und unmittelbar hinter dem Magen
pförtner im Duodenum eine durch sämmtliche Häute gehende
Durchlöcherung von Grösse und Form eines Siibergroschens. Die
Ränder der Oeffnung waren etwas verdichtet, ohne gerade callös
zu erscheinen, aber wie abgeschnitten, fast wie mit einem Loch
eisen ausgemeisselt und nach aussen zu ringsum mit dem äussern
Ueberzuge der Gallenblase nahe am Halse derselben verwachsen
gewesen, wie noch einzelne Adhäsionspunkte, die künstlich ge
löst werden mussten, zeigten. In der nächsten Umgebung die
ser widernatürlichen Oeffnung, so wie in der des Halses der
Gallenblase selbst sah man durchaus nichts Krankhaftes, ausser
dass die Umgebung des Pförtners nach Magen und Darm zu et
was dicker war, ohne verhärtet oder in der Substanz verändert
zu seyn. Sabat nimmt an, dass diese Perforation schon lange
bestanden, sich aber vielleicht zufällig im Augenblicke, wo Pat.
den ersten Schmerz empfunden, gelöst und plötzlichen Tod durch
Ergiessung aller Contenta in die Unterleibshöhle herbeigeführt
habe. Wie man erfuhr, hatte Pat. von Kindheit an oft an Leib
schmerzen gelitten und war nervenschwach und nach starken Be
wegungen sehr erschöpft gewesen, hatte auch oft Ausschlag und
Geschwulst der Nase gehabt. Der Vater war gesund und stark,
die Mutter aber kränkelte fast immer an Leibschmerzen, Unver
daulichkeit und Kopfweh. Die verschiedenen Häute der Oeff
nung konnte man genau rou einander unterscheiden; sie waren