78 III. Pathologie, Therapie und meäicinische Klinik.
46. Freiwillige Durchlöcherung des Magens und
Darmcanals; vom Kreisphys. Ur. Ehkrmaikr in Düsseldorf.
I. Ein 28jähriger, von gesunden Eltern stammender, regelmässig
lebender Schuhmachergeselle fing, nachdem er auch 3 Jahre Sol
dat gewesen, allmählich an Cnterleibsleideu zu kränkeln an, die
besonders in Durchfall, Erbrechen und kolikartigen Leihschmer
zen bestanden. Diese nach hitzigen und scharfen Speisen hefti
gem Zufälle traten anfangs nur leise auf und verschwanden mit
unter auf längere Zeit ganz, ln den letzten 2 Jahren wurden
sie indess immer hartnäckiger und heftiger, so dass zwar anfangs
die Ernährung nicht auffallend litt, Pat. aber doch ein etwas gel
be» und kachektisches Aussehen bekam. Im Febr. v. J., wo E.
den Kranken zuerst sah, nahmen die Kräfte immer mehr ab, und
es stellte sich schleichendes Fieber ein. Erbrechen und Abfüh
ren mit heftigen Leibschmerzen unter der Herzgrube waren die
quälendsten Symptome, die fast nicht mehr aufhörten, ohne dass
jedoch der Bauch hart und aufgetrieben war. Das Brechen kam
zu allen Tageszeiten, meist einige Zeit nach dem Essen und ent
leerte das Genossene nicht immer wieder. Das Ausgebrochene
bestand aus schleimigen, gallichten Flüssigkeiten, durch das Ab
führen wurde aber mitunter etwas Blut entleert. Zuletzt stellte
sich noch heftiger Husten mit Eiterauswurf ein, während die
für ein organisches Unterleibsübel sprechenden Symptome mässi-
ger wurden. Hektisches Fieber und colliquative Schweisse aber
nahmen zu und rieben den Best der Kräfte auf. 10 Tage vor
dem ain 11). April eintretenden Tode wurde die Zunge nebst den
Extremitäten der rechten Seite völlig gelähmt, während die Be
sinnung ungetrübt blieb. Der Tod trat unter den bei Abzeh
renden gewöhnlichen Erscheinungen ein. Bei der Section fanden
sich die Lungen an mehreren Stellen tuberkulös und zum Theil
vereitert. Die dünnen und dicken Därme waren äusserlich an
unzähligen Punkten wohl durch frühere chronische Entzündung
oder Reizung während des langwierigen Leidens durch Filamente
und seröse Häute stark unter einander verwachsen, auch war et
was blutig wässerige Feuchtigkeit in die Uuterleibshöhle ausge
schwitzt. Spuren von Entzündung in der letztem Zeit fanden
sich nirgends, und selbst der Magen, dessen Schleimhaut aufge
lockert, erweicht und etwas verdickt war, bot nichts der Art dar.
Er euthielt die Flüssigkeit, welche Pat. zuletzt zu sich genom
men. Der Dünndarm, dessen Schleimhaut ebenfalls nicht sehr
verändert und nur stellenweise geröthet war, fand sich mit we
nigem Darraschleime augefüllt. Dagegen war das Colon trans-
versum an der äussern oder vordem Fläche, gerade in der Mitte
unter dem Magen, der Gegend entsprechend, über die Pat. am
meisten geklagt hatte, in der Länge von 4 Zollen, parallel mit
der queren Richtung des Darms, gerissen, so dass der Riss ^ Z.
aus einander stand. Vor demselben und in ihm faud sich eine
ziemliche Menge ausgetretener breiartiger, fast normal gefärbter