Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

1IL Pathologie, Therapie und mediclnische Klinik. T? 
'pathologische Bedingung zu einer solchen Falte kann in Auflo 
ckerung und Erschlaffung der Schleimhaut, zu der chronische 
Entzündung wohl a:n häufigsten Veranlassung giebt, liegen: im 
milgetheilten Falle war sie offenbar durch Krankheit der äussern 
Darmwaudungen veranlasst. Die Tunica serosa und muscularis 
waren chronisch entzündet gewesen, wodurch die Substanz der 
selben partiell zerstört wurde. Durch Vernarbung, die das Prä 
parat deutlich nachweist, verkürzte sich später die äussere Darm- 
haut, während die innere klappeniörmig vorgeschoben wurde. 
Deutliche Spuren einer sowohl chronischen, als auch in den letz 
ten Tagen acut verlaufenen, partiellen Brand herbeiführenden 
Peritonitis, bei nur beschränkter, oberflächlicher Böthung <Vr 
'Tunica mucosa, lassen den eben beschriebenen Gang der Krank 
heit nicht bezweifeln. Ob die Umdrehung des Darms schon im 
Leben, durch krampfhafte Bewegungen veranlasst, bestand, oder 
sich erst im Momente des Todes, oder nach demselben bildete, 
lässt S. dahingestellt, doch ist ihm letzteres wahrscheinlicher, 
da wohl sonst schwerlich die per anum eingebrachten Stoffe den 
Weg aus dem Munde hätten suchen können. Dass Steckpillen, 
Stuhlzäpfchen und Klystiere zuweilen wieder ansgebr&chen wur 
den, ist, wenn es auch Einige bezweifelt haben, doch von zu 
glaubwürdigen Aerzten beobachtet worden, als dass man es be 
streiten könnte. Diese Erscheinung beweist aber, dass in vie 
len Fällen des Ileus das Lumen des Darms nicht ganz verschlos 
sen ist und die antiperistaltische Bewegung die Oberhand über 
die peristaltisclie gewonnen hat, oder auch das mechanische Hin 
derniss einer von unten nach oben andringendeu Kraft weniger, 
als im entgegengesetzten Falle widerstehen kann. Bemerkens 
werth dürfte noch seyn, dass die Peritonitis, eine sonst sehr 
schmerzhafte, fieberhafte Krankheit, im erwähnten Falle ohne 
hervorstechend entzündliche Symptome verlief. Die Unterleiba- 
sclimerzen waren nicht heftig, nicht anhaltend, sondern mehr pe 
riodisch und gestatteten tieferen Druck der Hand; der Leib war 
nicht aufgetrieben, das Fieber wenig intensiv; es deutete als» 
Alles mehr auf Krampf hin. Dabei muss indessen der chroni 
sche Verlauf der Entzündung nicht aus den Augen gelassen wer 
den. Die Peritonitis ohroniea gehört zu den dunkelsten, am schwer 
sten zu erkennenden Uebeln und trilft ihre Opfer um so sicherer, 
als sie unter unbedeutenden, die Thätigkeit der Ergriffenen we 
nig beeinträchtigenden Symptomen herauschleicht. In den von 
Morgagni und Lieutaud angeführten Fällen von Passio übten 
überlebten die Kranken selten den 10.—12. Tag. Die Stricfu-» 
ren in den Dickdärmen sind, nach Lieutaud, nicht von so drin 
genden Zufällen begleitet, als in den Dünndärmen, wo der Tod 
zwischen dem 2. und 4. Tage erfolgen soll. Auch in dieser Hin 
sicht verdient der mitgetheilte Fall, als abweichend, Erwähnung, 
(Schluss folgt.) [ Med. Zeit. v. Vereitle f. Heilkunde in freit* 
sen, 1835, Nr. 11.]
	        
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