1IL Pathologie, Therapie und mediclnische Klinik. T?
'pathologische Bedingung zu einer solchen Falte kann in Auflo
ckerung und Erschlaffung der Schleimhaut, zu der chronische
Entzündung wohl a:n häufigsten Veranlassung giebt, liegen: im
milgetheilten Falle war sie offenbar durch Krankheit der äussern
Darmwaudungen veranlasst. Die Tunica serosa und muscularis
waren chronisch entzündet gewesen, wodurch die Substanz der
selben partiell zerstört wurde. Durch Vernarbung, die das Prä
parat deutlich nachweist, verkürzte sich später die äussere Darm-
haut, während die innere klappeniörmig vorgeschoben wurde.
Deutliche Spuren einer sowohl chronischen, als auch in den letz
ten Tagen acut verlaufenen, partiellen Brand herbeiführenden
Peritonitis, bei nur beschränkter, oberflächlicher Böthung <Vr
'Tunica mucosa, lassen den eben beschriebenen Gang der Krank
heit nicht bezweifeln. Ob die Umdrehung des Darms schon im
Leben, durch krampfhafte Bewegungen veranlasst, bestand, oder
sich erst im Momente des Todes, oder nach demselben bildete,
lässt S. dahingestellt, doch ist ihm letzteres wahrscheinlicher,
da wohl sonst schwerlich die per anum eingebrachten Stoffe den
Weg aus dem Munde hätten suchen können. Dass Steckpillen,
Stuhlzäpfchen und Klystiere zuweilen wieder ansgebr&chen wur
den, ist, wenn es auch Einige bezweifelt haben, doch von zu
glaubwürdigen Aerzten beobachtet worden, als dass man es be
streiten könnte. Diese Erscheinung beweist aber, dass in vie
len Fällen des Ileus das Lumen des Darms nicht ganz verschlos
sen ist und die antiperistaltische Bewegung die Oberhand über
die peristaltisclie gewonnen hat, oder auch das mechanische Hin
derniss einer von unten nach oben andringendeu Kraft weniger,
als im entgegengesetzten Falle widerstehen kann. Bemerkens
werth dürfte noch seyn, dass die Peritonitis, eine sonst sehr
schmerzhafte, fieberhafte Krankheit, im erwähnten Falle ohne
hervorstechend entzündliche Symptome verlief. Die Unterleiba-
sclimerzen waren nicht heftig, nicht anhaltend, sondern mehr pe
riodisch und gestatteten tieferen Druck der Hand; der Leib war
nicht aufgetrieben, das Fieber wenig intensiv; es deutete als»
Alles mehr auf Krampf hin. Dabei muss indessen der chroni
sche Verlauf der Entzündung nicht aus den Augen gelassen wer
den. Die Peritonitis ohroniea gehört zu den dunkelsten, am schwer
sten zu erkennenden Uebeln und trilft ihre Opfer um so sicherer,
als sie unter unbedeutenden, die Thätigkeit der Ergriffenen we
nig beeinträchtigenden Symptomen herauschleicht. In den von
Morgagni und Lieutaud angeführten Fällen von Passio übten
überlebten die Kranken selten den 10.—12. Tag. Die Stricfu-»
ren in den Dickdärmen sind, nach Lieutaud, nicht von so drin
genden Zufällen begleitet, als in den Dünndärmen, wo der Tod
zwischen dem 2. und 4. Tage erfolgen soll. Auch in dieser Hin
sicht verdient der mitgetheilte Fall, als abweichend, Erwähnung,
(Schluss folgt.) [ Med. Zeit. v. Vereitle f. Heilkunde in freit*
sen, 1835, Nr. 11.]