111. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
früher an ihm nicht bemerkt hatte, bekommen. Unmittelbar dar
auf kam das sprachlose Kind in Behandlung des Vrfs. Aus Be-
sorgniss, das Kind möchte zu viel davon fühlen, verbaten die
Eltern ein Vesicator im Kacken , und so gab denn M. nur ein
Inf. flor. Arnicae mit Spir. aal. dulc., das auch mit wenigen Ab
änderungen bis zu der etwa 3 Wochen nach dem ersten Gebrau
che des Mittels erfolgenden Herstellung der Sprache fortgenom
men wurde. Die Sprache stellte sich hier nicht so stufenweise,
wie im ersten Falle, sondern plötzlicher wieder ein, und das
stumpfsinnige Umbertreiben von einem Winkel in den andern
verlor sich noch früher als die Stummheit. Bis jetzt, 2 Jahre
nach beendigter Cur, ist ein Ausschlag weder am Kopfe, noch
sonst wo zum Vorschein gekommen. [Casper's Wochenschr.f. d.
g-ds. Ileilh., 1835, Nr. 13.]
45. Passio iliaca; von Dr. Schmidt in Hamburg. Ln
Sommer 1829 kam eine 20jährige zarte, magere Frau in des
Vrfs. Behandlung. Sie hatte früher viel an Unterleibsbeschwer
den gekränkelt und klagte nun über Empfindlichkeit des Unter
leibs und der Kreuzgegend bei hartnäckiger Verstopfung und Nei
gung zum Erbrechen, die oft in Erbrecheu überging. Die Zunge
war dabei gelb belegt und der Puls klein, aber beschleunigt,
überdies glaubte Pat. im 4. Monate schwanger zu seyn. Ein
Infusi fol. Senn, mit IAq. digest. stillte weder das Erbrechen,
noch hob es die Verstopfung; die Zunge blieb belegt und mit
dem Erbrechen wurden ein Mal einige Spulwürmer entleert. Die
Unterleibsschmerzen waren nicht heftig, noch hielten sie an, son
dern mehr periodisch stärker oder schwächer eintretend und ge
statteten massigen Druck ohne merkliche Steigerung. S. ver
stärkte die ausleerenden Mittel und unterstützte sie durch Kly-
stiere, denen OL croton. zugesetzt wurde. Nachdem auch diese
Mittel, mehrere Tage fortgesetzt, keine Oeffnung hervorgebracht
hatten, entstand allgemein verbreitete Empfindlichkeit des Unter
leibs, doch ohne Auftreibung desselben, Vomituritionen und Er
brechen kamen häufiger, und es wurden wirklich fäculente Mas
sen durch den Mund entleert. Wenn auch Schmerzen und Puls
noch etwas an Entzündung zweifeln liessen, so nahm §. dieselbe
doch an und liess reichlich Blutegel an den Unterleib setzen,
später denselben mit narkotischen Ueberschlägen bedecken, in
nerlich Kalom. mit Opium nehmen und die Klystiere fortsetzen.
Die Schmerzhaftigkeit des Leibes schien danach etwas geringer
zu werden, Kotherhrechen, Stuhlverstopfung und grosse Hinfäl
ligkeit hielten jedoch an. Die Mittel, denen noch eine Emulsion
mit Aq. Laiurocer. beigefügt worden w^r, blieben gewöhnlich bei
der Kranken und es stellte sich anf einige Stunden ruhiger Schlaf
ein, auf den aber gleich wieder Würgen und Erbrechen von
gelblichen, übelriechenden, mitunter deutlich fäculenten Stoffeu
folgte. Die aus krampfstillenden und evaeuirenden Mitteln be
stehenden Klystiere gingen entweder, ohne Kolli, bald wieder