Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

111. Pathologie,.Therapie und medicinlscbe Klinik. *71 
zusammengewachsen. — Fälle der Art sind gewiss sehen.- Lin 
paar ähnliche hat Puchült in seinem Venensysteme aufgezeich- 
net; auch haben IIohniiaum, Reis jun. und Forbstiuä einige aua- 
loge Fälle, initgetheilt, Otto aber hat dasselbe Phäpomen bei 
Pferden beobachtet. Nach der Blutung fühlte sich die Frau nicht 
sehr matt, die Varicosität aber verminderte sich ira Beine bedeu 
tend und hat erst jetzt allmählich ihre vorige Grösse yyieder er 
langt. [Cuspef’s Wochenschrift f. d. ges, Heilk., 183h, Nr, 14.] 
42. Fall einer rheumatischen Lähmung in der ei 
nen Gesichts hälfte; vom Prof. Dr. Otto in Copanhagen. 
Im Herbste 1832 bat ein 25jähriger Mann den Vf. wegen eines 
Lehels, über das er sehr bestürzt war, um Hülfe und fing seine 
Klagen damit an, dass er entweder wahnsinnig, oder npoplektisch 
werden würde. Nachdem er nämlich seit einigen Tagen an zie 
henden und wankenden Schmerzen in Armen und Nacken gelit 
ten hatte, konnte er in den letzten Tagen gewisse Worte, beson 
ders einzelne Buchstaben nicht aussprechen, vorzüglich nicht b, 
p, und die übrigen Lippenbuchstaben. Auch lief das linke Auge 
immer von Wasser und konnte nicht nach Willkühr geschlossen 
werden. Miene und Gesichtsausdruck hatten beim ersten Anblick 
etwas sehr auffallendes. Die ganze linke Gesichtsseite war näm 
lich ganz anders als die rechte beschaffen. Letztere war voll 
und die Muskeln derselben in lebendiger Bewegung, erstere da 
gegen wie zusammengefallen und ganz apathisch, und die Mus 
keln beim Sprechen und Lächeln ganz schlaff. Sehr bald über 
zeugte sieb 0., dass er Lähmung in der einen Gesichtshälfte 
vor sich habe, wie er einen gleichen Fall schon früher einmal be 
obachtete und beschrieb (Hygiea, 1827.) Die Lähmung war aber 
in diesem Falle weit bedeutender, denn sie nahm alle Muskeln 
in der linken Gesichtshälfte ein. Es war hier, wie angegeben, 
völlige Erschlaffung der Haut und Muskeln zugegen: wenn Pat. 
sprach, lächelte oder lachte, war davon nichts in der linken Hälfte 
des Gesichts zu bemerken, der Mund war stark nach rechts ver 
zogen, und wenn Pat. spuckte, geschah diess immer schief; ge 
rade aus war es durchaus nicht möglich. Auch konnte er mit 
dem Munde nicht pfeifen und Lippenbuchstaben npr mit grösster 
Mühe aussprechen, ja bisweilen war ihm dies ganz unmöglich 
und Worte, in denen sich viele derselben fanden, blieb er immer 
schuldig, was ihm besonders sehr lästig war und was ihn Apo 
plexie fürchten Hess. Mit der linken Mund- und Kieferseite 
konnte er gar nicht kauen, brachte er Speisen dahin, so spürte 
er sie gar nicht und die Zähne konnten sie nicht zermalmen. 
Die linken Angenbraunen konnte er nicht aufziehen, die Stirn 
also nicht runzeln. Die Lähmung in den Bewegungsnerven war 
also offenbar, weniger deutlich war sie in den GefühUnerven, ob 
gleich doch vorhanden. Prickelte man z. B. die linke Gesichts 
seite mit einer Nadel, so schmelzte dies vielleicht weniger, als 
in der rechten; wurde Salmiakspiritus vor das rechte Nasenloch
	        
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