Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

70 III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
die der frühem Jahre, und darin liegt für ihn ein Erfahrungsbe 
weis, dass es gerathen ist, von Zeit zu Zeit den Impfstoff frisch 
von den Kühen zu nehmen. Auch glaubt er nicht, dass es ei 
nerlei sey, ob man eine oder 30 Impfpusteln erlangt, sondern 
er hält es für nöthig, dass man nach Eichhorn’s Vorschlag stets 
12 — 30 Pusteln hervorbringe. Zwar verläuft die einzelne Pocke 
langsamer, bildet sich intensiver aus, wird grösser und eine neue 
Impfung bleibt, wenn sie richtig verlaufen ist, ohne Erfolg. Be 
denkt man jedoch, wie vielen Zufälligkeiten eine oder einige 
Pocken ausgesetzt sind und wie leicht man bei Gesammtimpfun 
gen ihre Beschaffenheit übersieht, so wird es, auch ohne das 
oben Angedeutete zu beachten, schon aus Gründen der allge 
meinen Sicherheit räthlich, die leichte Mühe einer grossem Zahl 
Stiche nicht zu scheuen. Ueberdies wird jedesmal am 1)., 10., 
11. Tage das Fieber, das man mit liecht als nöthig und nütz 
lich betrachtet, eher erzielt. Der Verf. hat in den letztem Jah 
ren stets 20-^30 Pusteln gemacht und nie von dieser oder einer 
noch grossem Anzahl irgend Nachtheil wahrgenommen. [Med. 
Zeit. v. Vereine f. Heilh. in Preuss&n; 1835, Nr. 10.] 
41. Blutung aus einer varicösen Vene; vom Prof. J)r. 
Otto in Kopenhagen. Eine 50jährige Frau hatte schon seit fast 
6 Jahren au bedeutend erweiterten varicösen Venen auf beiden 
Beinen gelitten. Auf dem rechten hatte sie zugleich ein Ge 
schwür gehabt, das durch Chlorkalk so ziemlich, aber weil sie 
in ihrer Haushaltung viel gehen musste, nicht ganz geheilt wor 
den war. 0. liess gegen die Varices eine stramme Circularbinde 
brauchen und dieselbe schien ihren Zweck zu erfüllen. Aber ei 
nes Abends fand er den Boden ihres Zimmers voll Blut und so 
viel als 2 Nachttöpfe damit gefüllt, und er erfuhr, dass das Blut 
aus dem Beine gekommen sey. Es wäre, als Pat. beim Schla 
fengehen die Binde habe abnehmen wollen, plötzlich eine vari- 
cöse Vene auf dem linken Beine geborsten und viel Blut ausge 
flossen. Sie hätte dagegen Wasser und Essig, doch erfolglos 
angewendet. Bei Ankunft des Vfs. hatte das Blut aufgehört in 
Strahlen auszuströmen, doch lief es noch immer. Durch Schwamm 
und Compression gelang es bald, die Blutung zu stillen und eine 
kleine Wunde blieb zurück, welche die ersten Tage etwas eiterte, 
nach 14 Tagen aber heilte. — Ausser der Menge von Blut, das 
hier ausgeleert wurde, ist es noch merkwürdig, dass auf dem 
Beine, wo die Vene geborsten, die Haut ganz unbeschädigt war. 
der Blutstrom mithin nicht nur die Häute der Vene, sondern 
auch die Integumente zu sprengen hatte. Diess kann nur ein 
pathologischer Zustand in den Venenhäuten erklären und da die 
Haut sonst in normaler Lage im allgemeinen Widerstand gegen 
solche Beschädigungen der Blutgefässe leistet und eher Blutex 
travasation ins Zellgewebe gestattet, so muss wohl auch in sol 
chen Fällen ein ähnlicher pathologischer Zustand in der Haut 
angenommen werden. Vielleicht war auch die Haut mit der Vene
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.