Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

tll. Pathologie, Therapie und medieinwche -Klinik. (ü) 
dorf. Das häufige, seit 10 Jahren überall vorgekommene Auf 
treten der Menschenblattern bei Geimpfteu unter Form der Va- 
rioloiden und der Ausspruch scharf beobachtender älterer Aerzte, 
dass die Vaccinepusteln, wenn auch in äusserer Form und im 
Verlaufe gleichartig, jetzt nicht mehr den energischen , intensiven 
von Fieber begleiteten Charakter besässen, wie zur Zeit der er 
sten Einführung, hat zu der Annahme geführt, dass die Schutz- 
lymphe durch lange fortgesetzte Iteproduction immer milder uud 
darum weniger schützend werde, und dass es zu möglichst souverä 
nem Schutze erforderlich sey, die Lymphe von Zeit zu Zeit wie 
der frisch von den Kühen zu nehmen. — Neuerlich behauptete 
Thaub, dass jenes zeitherige häufigere Auftreten der Menschen- 
hlattern nicht durch Ausartung oder Milderung des Vacciuestotfs, 
sondern durch die allgemeine gastrische Kraukhcitsconstitution, 
als Mutierboden der Pocken, bedingt sey und dass deshalb öf 
tere Erneuerung der Lymphe nicht wesentlich nützen werde. 
Hieraus kann aber gar kein Grund hergeleitet werden. Mauwi|l 
nämlich den höchsten Grad des Schutzes, den die Kuhpocken 
überhaupt leisten können, erlangen, uud muss man sich jetzt über 
zeugen, dass dieser nie durchaus souverain, sondern nur an 
nähernd ist, weshalb Revaccinationeu so sehr zu empfehlen sind, 
so muss es um so auffallender seyu, wenn die im vorigen Jahr 
hunderte so oft beobachtete Periodicität der Variolen gerade wie 
der grössere Neigung zur Bildung derselben hervorruft. Dann 
wird der Schutz der Vaccine noch weniger souverän, als zu an 
dern Zeiten seyn. Man muss aber dann um so mehr alles auf- 
bicteu, was die Vaccine rein und kräftig erhält, um das Mög 
liche zu leisten. Der Verf. hat seit 10 Jahren den Verlauf der 
Vaccine bei ungefähr G000 Kindern im Impfinstitute zu Düssel 
dorf, wo wöchentlich geimpft wird und zwar jährlich im Durch 
schnitt bei 7 — 800 Kindern, genau controlirt. Da die mit ge 
wöhnlicher daselbst seit langeu Jahren von Arm zu Arm fortge 
pflanzter Lymphe erzielten Pocken sich in Form und Verlauf 
ganz als ächte auswiesen, so sah E. keinen Grund, weshalb er, 
so lange die Erscheinung gleich sey, an Modification und Er 
neuerung denken solle. Im Frühjahre liess er jedoch den alten 
Stoff eingehen, als er erst seit wenigen Generationen frisch von 
Kühen stammende Lymphe erhielt, mit der er seitdem wöchent 
lich fortimpfte. Dieser Stolf war offenbar weit intensiver, krät- 
tiger, als der frühere. Nur selten haftete er nicht, und er brachte 
viele, krallige Pusteln mit starker Kandröthuug, die den frühem 
zwar in Form und Verlaufe ganz glichen, sich aber constaut 
durch grössere Intensität und heftigeres Fieber auszeichneten, 
hervor. Alle Aerzte, deneu E. von diesem Stoffe mittheilte, 
machten ganz dieselbe Erfahrung. Wenn nun auch der Vf. frü 
her für gute Beschaffenheit des Impfstolfs gewiss treu gesorgt 
hat, so hält er doch die im vergangenen Jahre mit dem neuen 
Stoffe von ihm geimpften Kinder für weit sicherer geschützt, als
	        
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