51 V. Gynäkologie und Pädiatrik.
scheide durch mehrere Narben gänzlich verwachsen, und eine
dieser Narben zog sich bis ins Mittelfleisch. Pat. sagte aus, dass
sie ledigen Standes einmal sehr schwer geboren habe. Wie das
Kind von ihr gekommen, wisse sie nicht, indem sie ohnmächtig
geworden und dann lange schwer krank gewesen sey. Den Bei'
schlaf, behauptete sie, durch die Harnröhre ausgeübt zu haben.
Ausser dieser Oeffnung, aus welcher während der Untersuchung
Harn abfloss, fand man nirgends eine Oeffnung. Mit grosser An
strengung drang der untersuchende Finger längs der Schambeine
zum vordem Theile des Einganges, und hier fand sich ein Theil
des Kindeskopfes; weiter war nichts zu entdecken. Wahrschein
lich hatte bei der ersten Entbindung eine ähnliche Beschaffenheit'
der Geschlechtstheile Statt gefunden, so [dass durch die ausser
ordentliche Anstrengung der Natur alles so zerrissen wurde, wie
die Narben andeuteten. — Hier war nichts anders zu thun, als
von der Harnröhre an bis ans Mittelfleisch einen Einschnitt zu
machen, und das Messer hoch nach dem Beckeneingange zu füh
ren. Als man hierbei bis in die Gegend kam, wo bei der ersten
Untersuchung der Kindskopf gefühlt wurde, kam man in eine freie
Höhle, welche, nachdem auch hier noch Verwachsungen durch
schnitten wurden, sich als regelmässige Mutterscheide präsentirte,
und tief im Scheidengewölbe stand der fast unbewegliche Kopf. Da
von dem Muttermunde keine Spur aufzufinden war, entschloss sich
Vf., das Scheidengewölbe zu durchbohren und so einen künstlichen
Muttermund zu bilden. Nachdem dies effectuirt worden, stellte
sich die Blase ein und nach 1£- Stunde war ein gesundes und star
kes Kind geboren. — Pat. ward gerettet, die künstliche Mutter
scheide erhalten; die Menstruation stellte sich regelmässig ein,
aber der Harn floss stets unwilikührlich ah. Kurze Zeit nach die
sem Vorfälle ward die Person wieder schwanger und gebar ein star
kes Mädchen. Schwangerschaft und Geburt wurden blos durch
den Vorfall der Harnblase gestört, welcher Unfall sich später ver
minderte.— C. Wirkliche Schwangerschaft ausserhalb
der Gebärmutter. In einem Falle von Eierstocksschwanger
schaft entstanden ähnliche Zufälle, wie durch die rheumatisch
gichtische Entzündung der Lendenwirbel hervorgebracht werden,
wie auch Zufälle, welche jenen der Herzentzündung ähnlich sind.
Letztere kamen von einer tödtlichen Blutergiessung in der Bauch
höhle und waren wahrscheinlich Folge von Krampf des Herzens.
Dieser entsteht nach dem Vf. durch Blutmangel, also durch Man
gel des nothwendigen Reizes, wodurch es, wie der Magen beim
Hunger, zu krampfhaften Zusammenziehungen gereizt wird. —-
Haellein sah zwei Fälle von Extrauterin-Schwangerschaft. im er
stem gingen nach langen und heftigen Leiden viele Knochen
durch den Muttermund ab. Im andern Falle blieb die Reinigung
ganz aus, kehrte aber nach zwei Monaten als fleischwasserähnli-
eher Ausfluss zurück und hielt 3 Wochen an, um dann nicht wie-
derzukehren. Unter heftigen, bis zum 5. Monate periodisch wie-