48 IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
dass man die Trepanation nach reiflicher Ueberlegung verschob.
Dasselbe war am 16. der Fall, wo jedoch gegen Abend der Puls
langsamer und voller und die Schläfrigkeit wieder stärker wurde,
wenn auch die Zunge rein und der Appetit angemessen blieb. Am
17. wurden die für Druck des Hirns sprechenden Zufälle wieder
heftiger, die soporöse Betäubung drohend, das Gesicht, bei un-
unterbrochener Anwendung kalter Umschläge, geröthet und der
Puls langsam und unterdrückt. Da am 18. früh sich dieser so
poröse Zustand noch verschlimmert hatte und überdiess völ
lige Lähmung des rechten Arms dazu gekommen war, so musste
man annehmen, dass die Zunahme der Gefahr durch örtliche
Einwirkung aufs Hiru bedingt sei, und dass mit Fortdauer des
selben auch erstere sich steigern und die Natur, ohne Wegräu
mung der Hindernisse, nicht siegen würde. Durch Trepanatiou
wurde nun nicht nur das deprimirte, etwa pfenniggrosse Knochen-
Stück entfernt, sondern auch 6 grössere und kleinere spitzige
Knochensplitter aus Hirnhaut und Hirn, worin sie fest und tief
steckteu, gezogen. Die Hirnhaut war durch diegelbe verletzt und
auf und in ihr in nicht zu bestimmendem Umfange ein fetzsitzen-
des, nicht wegzunehmendes Blutextravasat befindlich. Der Knabe
war so betäubt, dass er bei der Operation nur wenig Schmerz
verrieth. Am Abende war die Betäubung wenig geringer, der
Puls schwach, klein. Am 19. früh war der Knabe etwas munte
rer, in der Nacht war Stuhlgang, doch, wie die Urinentleerung,
ohne Bewusstsein erfolgt. Am 20. war der Sopor wieder stärker,
der Puls voller. Pat. antwortete zwar auf Fragen richtig, fiel
aber gleich wieder betäubt zurück, wenn man ihn ruhig liess.
Wundränder und Stirnhaut waren stark geschwollen, und es stellte
sich viel Eiterung ein, da das extravasirte Blut sich auflöste, sehr
übel roch. Das Hirn pulsirte stark und war über den Knochen
gedrängt. So blieb es bis zum 25. wo der Knabe zwar noch
schwach doch bei Bewusstsein war und völlig in der Genesung
schien. Der Puls hatte 62 Schläge und der Arm war wieder
ganz beweglich. Am genannten Tage fing aber ein dumpfer
Schmerz in dem bis dahin freien Kopfe über dem linken Auge
an, das zugleich etwas schjelend wurde. Der Kranke griff häu
fig unwillkürlich danach. Der Puls wurde unregelmässig, aus-
setzend, klein von kaum 50 Schlägen, das Aussehen täglich lei
dender, verfallener und die Betäubung stieg bis zum 3. Octob.
immer mehr, so dass der Knabe gar nicht mehr zu ermuntern
war und das Leben sich nur durch zuweilen ununterbrochen
dauerndes, unarticulirtes Schreien verrieth. Die Kräfte sanken
immer mehr, der Puls wurde klein, fadenförmig, die Haut kalt,
Pat. schluckte nur Wasser und mehrere Tage stand jede Minute
der Tod zu befürchten. Die Wunde sonderte dabei fortwäh
rend übelriechende Feuchtigkeit mit aufgelöstem Blute ab, sah
aber sonst gut aus. Später bildeten sich Fleischwärzchen, und
sie schloss sich immer mehr. Gegen den 7. Oct. hob 6icb auch