Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 41 
emporgewucherte Schwämme weggebeizt, weggebrannt, oder mit 
einem beträchtlichen Tlieile des noch ganz normalen angrenzen 
den Gebildes ausgeschnitten werden, ohne dass inan ihre am 
Orte der Operation • oder auch in entfernteren Organen immer 
wiederkehrenden, zum Tode führenden Ausbrüche irgend ver 
hindern kann. Die specielle Semiotik lasst, was die Erkenntnis® 
der ursächlichen Beziehung jener Degenerationen anlangt, in tie 
fem Dunkel und verächtlich muss erscheinen, wer mit frecher 
Stirne lehrt, dass ein blosser Blick ihres geübten Auges hinrei 
che, um die Natur des Uebels da zu ■verkünden, wo der erfah 
renste Arzt nach genauer Erwägung aller Umstände das wahre 
ätiologische Verhalten kaum zu ahnen, viel weniger denn be 
stimmt zu enthüllen vermag. Die Würdigung dieser Zweifel wird 
aber den Praktiker in seinen Entschliessuugen nicht wankend ma 
chen, sondern seinen Unternehmungen, Hoffnungen und Besorg 
nissen richtige Gränzen vorzeichnen, ihn warnen, bei noch so 
vorlheilhai'tein Allgemeiubcßnden auch die geringste bösartige De 
generation mit unbedingt günstiger Voraussagung zu operiren 
und ihn ermuthigen, gegen die gangbare Ansicht, auch bei Ka- 
chexieen geringeren Grades noch Exstirpationen zu versuchen, 
ohne die Manche dem bittersten, ekelerregendsten Tode Preis 
gegebeu bleiben, die man durch frühzeitige operative Hülfe noch 
hätte retten können, [o. Gräfe's u. v. tValther’s Juurn. /. Chir. 
u. Augenheilk., Bel. 22, Hft. 1.] 
26. Fortgesetzte Beiträge zur Lehre von der 
Trepanation; vom Kreisphys. Dr. Ebkrmaikr in Düsseldorf. 
Ein 12jähriger Knabe wurde am 14. Sept. v. J. früh um 9 Uhr, 
während er auf der Strasse lief, durch einen aus einer offenen 
Ilausthür fallenden Büchsenschuss am Kopfe verwundet. Ob die 
Büchse, die der Thäter sich zu einem Scheibenschiessen geliehen 
und als vermeintlich ungeladen schon mehrmals beim Reinigen 
losgedrückt hatte, bloss mit Pfropften oder mit Kugel geladen ge 
wesen, blieb damals ungewiss und anfangs sogar, bei äusserlich 
geringer Bedeutung der Wunde, das Erste wahrscheinlich. Der 
Knaba fiel zwar betäubt hin, erholte sich aber schnell, so dass 
die Mutter ihn, nach Stillung der unbedeutenden Blutung theils 
führend, theils tragend zu dem | Stunde entfernt wohnenden Kreis- 
wundarzte bringen konnte. Dieser fand im behaarten Tlieile des Stirn 
beins, etwas nach links, einen 2 Zoll langen, etwas klaffenden, gerade 
nach hinten gehenden schwärzlichen Schusskanal, in dem man 
mit der Sonde einen bedeutenden Knochenriss mit Depression 
fühlte. Bei Aufnahme in’s Max-Josephs Krankenhaus, 2 Stunden 
nach der Verletzung, zeigte der Knabe, nachdem die Wunde ge 
hörig bloss gelegt und mit kalten Umschlägen behandelt worden 
war, ganz leise Betäubung und Schläfrigkeit, war aber völlig be 
wusst und klagte nur über etwas Brennen im Kopfe. Am näch 
sten Morgen hatte sich die Betäubung fast ganz verloren, und 
Pat. befand sich anscheinend sehr befriedigend und gefahrlos, so
	        
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