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IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
spannt. Alle vielempfohlenen inneren und äusseren Mittel bliebe»
erfolglos, v. 6. beschloss daher, da die erste Exstirpation, wenn
gleich anscheinend noch im gesunden Theile des Samenstranges,
doch vielleicht dem erkrankten Gebilde zu nahe vorgenomraen
worden war, die Trennung nun, der erschwerenden. Umstände
ungeachtet, entfernter von der Geschwulst zu vollziehen. Er
spaltete also das Scrotura seiner Länge nach und führte den
liauptschnitt zugleich 1£ Zoll oberhalb des Bauchrings nach auf-
und auswärts über die Geschwulst hinweg. Dann eröffnete er
in derselben Richtung den Leistencanal durch von aussen nach
innen gerührte Messerzüge, stillte die an sich nicht bedeutende
Blutung völlig, ehe er die Operation fortsetzte, entblösste den
in die Bauchhöhle ragenden Tumor ganz und legte, während
derselbe etwas hervorgezogen gehalten wurde, die Unterbiudungs-
schlinge 1^ Zoll oberhalb des äussern Leistenringes, 7 Zoll vom
Krankhaften, um den Saraenstrang. Nach der Ausschälung er
gab die Untersuchung des ausgerotteten Saraenstrangtheiles Ver
wandlung in gleichartige, dem geronnenen Eiweisastoffe ähnliche,
doch weichere, weisse, hier und da mit Blutgefässen durchzogene
Masse. Mit der S. Woche war die Vernarbung beendigt. Um
Brüche zu verhüten, wurde einstweiliges Tragen eines leichten
Bruchbandes verordnet. Nach mehr als voller Jahresfrist, wo
v. G. diese Mittheilung niederschrieb, war noch keine Spur ei
nes Rückfalls zugegen, wohl aber das gesunde Ansehen des in
jeder Beziehuug günstig entwickelten Kindes völlig zurückgekehrt.
II. Der 2. Fall kam 1832 vor und war in ätiologischer Bezie
hung nicht unwichtiger, als der eben erwähnte. Eine 48jährige,
kachektisch ausseheude Bäuerin litt nach Aufhören der Periode
an herumziehenden Gliederschmerzen, die sich fast ganz ver
loren , als am Knöchelgelenke des rechten Fusses eine spannende
Geschwulst zum Vorschein kam, die durch stufenweise vorge
schrittene Grösse mehr und mehr belästigend, Pat. uötliigte, ärzt
liche Hülfe zu suchen. Es wurden Kataplasmen verordnet und
dann die scheinbar iluctuirende Geschwulst geöffnet. Statt Ei
ters floss Blut hervor und die Wunde verwandelte sich in ein
bösartiges Geschwür, aus dessen Tiefe immer grössere, dunkel-
rothe, kohlartige, sehr lockere Schwämme emporwucherten. Die
selben bluteten sehr leicht und verursachten bei jedem noch so
geringen Anlasse erschöpfende Hämorrhagieen, die man nur durch
festere, aber lebhafte Schmerzen hervorrufende Compressionsver-
bände temporär unterdrücken konnte. Als Pat. ins Institut auf
genommen wurde, hatte sich der Blutschwamra bereits ums Knö
chelgelenk herum und über den ganzen Fussrücken verbreitet.
Zugleich erschien die kranke Extremität bis zur Wade ödematös,
und schon war nicht unbedeutendes Zehrfieber eingetreten. Un
ter diesen Umständen machte v. G. die Amputation nach gewohn
ter Weise im obern Dritttkeile des Unterschenkels. Schon nach
wenigen Tagen erholte sich Pat augenscheinlich, und mit der 3.