478 II. Pathologie, . Therapie und medicinische Klinik.
der Kenntniss seines Arztes abhängt, sie in dieser als solche zu
enthüllen t was bei so häufiger Unerfahrenheit so vieler Aerzte
immer etwas Precäres hat."' Nach wiederholter Erfahrung ist die
Dysurie nicht die seltenste Form, unter der sich der so pertur-
birte syphilitische Krankheitsprocess nach mehrjähriger, schein*
bar gänzlicher Suspension aufs Täuschendste wieder in Wirksam
keit setzt, so dass, wenn, der Arzt durch gründliche Ana*
ronese nicht dem Uebehdid Larve abnehmen kann, sondern dem*
selben, wte nur zu oft .geschieht, einen andern falsch präsumif*
teil Grund unterlegt, Pat. des elendesten Todes stirbt. Für viel«
Fälle der Art führt der Verf. hier nur einen einzigen, gewiss
höchst interessanten alä: Beleg des Gesagten an. Unter den be*
kannten Erscheinungen der höchst schmerzhaften Dysurie zeigt e
sich gleich anfangs im Urin.allmählich zunehmender Schleimabsatz
mit zwischen durch Vorgefundenen wahrnehmbaren steinigen Con-
creliunen, gerade als wenn bei stetein Kitzel in der Eichel, über den
Pat. so oft vergeblich klagte, ein Blasensteiu zugegen wäre. Zu die
sem SchJeimabsatze, der, bei durchaus jumentösem Urin, später
immer inehr zunahm, fand sich am Ende allmählich wachsende,
obwohl zwischendurch gänzlich wieder cessirende Blutausscheidung
mit dem Urin, unter deren Gefolge jene mucöse Feuchtigkeit in
ihrer, gleichzeitigen häufigen Beimischung purulent und der Har»
nach langer vergeblicher Anstrengung unter immer mehr stei
genderu Schmerze ausgepresst wurde, dass Pat., laut aufschreiend,
nur mit höchst vorgebeugtem Körper endlich dazu kommen konnte.
Ausser zwischen durch gereiztem Pulse war Patient wohl, hatte
meist vollen Appetit, guten Schlaf, fühlte sich anfangs nicht matt
und war heiter, so dass er sich kaum für krank gehalten hätte,
wenn er nicht immer durch 1 die erwähnte lästige Empfindung an
der Eichel unangenehm au sein Uebel erinnert worden wäre.
Nur später, als gegen das Leiden nichts unternommen wurde,
verlor sich unter belegter Zunge und mehlig pappigem Gesclnnacke,
vermehrtem Durste, Müdigkeit, Unlust etc., der Appetit zwischen
durch ganz', der Schlaf wurde unruhig und unter zunehmendem
vergeblichem Trieb, Urin zu lassen, immer mehr gestört, wobei
sich unter merklicher Abmagerung und lividem Aussehen zuletzt
lentescirendes Fieber einfand. Ehe aber Pat. an der syphiliti
schen Phthisis starb, kam zu den erwähnten Erscheinungen noch
allmählich zunehmende schmerzhafte Empfindung in der Hüfte,
die der Kranke als brennend und oft bohrend beschrieb und die
nicht nur das Gellen erschwerte, sondern unter deren Gefolge
sich auch Becken - und Schenkelknochen zuletzt so erhoben, dass
sie aufzubrechen drohten. Mit dieser schmerzhaften Auftreibung
der Knochen ging durch Lähmung des Sphincters der Blase die
frühere Dysurie in Incontinentia urinae über, und die fürchter
lichen Knochenschmerzen, die vom Becken derselben Seite nach
der Länge des Oberschenkels bis zu dem auf gleiche Weise sei»'
schmerzhaft aufgetriebenen Knie gingen, Hessen dem Kranke»