4(56 II. Pathologie, Therapie and medicinische Klinik.
vou diesen 34 (oder ungefähr 1 von 4) gestorben sind, so leuch'
tet es ein, dass die Natur der Krankheit, wo sie nicht von Vac-
cination gemildert worden, eben so bösartig, wie immer war.
Von den 898 Vaccinirten starben nur 10 — und es ist ja durch
aus unerwiesen und nicht zu vermuthen, dass alle für vaccinirt
Ausgegebene es auch gehörig gewesen sind — folglich nicht mehr
wie .l von 90. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass die Blat
tern bei Vaccinirten eine bei weitem nicht so gefährliche Krank-
beit sind, als die andern ansteckenden und exanthematischen F' e "
her, gegen die keine Polizeimaassregeln getroffen werden. Von
den 179 Kranken mit ächten Pocken waren 119 nicht vaccinif 1
und von diesen starben 34 oder 1 von 3^; 60 waren vaccim rt
und davon starben nur 10, also 1 von 6. Durch diese geri"g e
Tödtlichkeit wird die Erfahrung bestätigt, dass die Vaccinatio"
selbst da, wo sie nach Form und Verlaufe des Exanthems keh> e
ModiScation hervorgerufen hatte, doch nicht ganz ohne Wirkung
blieb. Bei allen Verstorbenen hatte sich noch keine Modificatio"
gezeigt, aber diese trat ja auch in den Fällen, die sich den äch
ten Pocken näherten, so spät in der Krankheit ein, dass sie sich
vielleicht hier und da gezeigt haben würde, wenn Pat. nicht de"
ersten Stadien unterlegen hätte. Die Beschaffenheit der Vaccin e '
narben hat der Vrf. bei allen Kranken genau beobachtet, wo nich*
die Menge der Pocken auf den Armen dies hinderte. Was cf
in dieser Hinsicht wahrnahm, stimmt mit den frühem und den
meisten Erfahrungen im Auslande überein, dass die Beschaffe 11 '
heit der Vaccinenarben in keinem Verhältnisse zur grossem oder
geringem Modiflcation der Pocken steht. Sehr wenige und schnei»
abtrocknende Pusteln werden eben sowohl bei solchen getroffen
auf deren Armen gar keine Narben zu sehen sind, als die Krank
heit im höchsten, selbst in tödtlichen Graden die befällt, die mh
4 oder 6 deutlichen und regelmässigen Narben versehen sind-
Bei 2 Mädchen, deren Krankheit mässig modifleirt war, fand H-
11 und 13 vollkommene Narben, die also von völlig gelungener
Vaccination zeugen mussten. Dies scheint nicht mit der Meinung
Einiger übereinzustimmen, dass viele ungestört verlaufende Vac-
cinepusteln sichern Schutz gegen die Blattern abgäben, während
dies wenige nicht vermöchten. — Wie in der vorigen, so I' st
sich der Vrf. in dieser Epidemie von der Güte der Vaccinelyni'
phe, deren man sich jetzt bedient, überzeugt: eine Annahme, di e
wie bekannt, gegen die Meinung einiger anderer Aerzte streite!-
II. hat oft kleine und säugende, vor längerer Zeit vaccinirte Kin-
der in den Armen ihrer pockenkranken Mütter während des gn 11 '
zen Verlaufs der Krankheit liegen, aber nie ergiffen werden g e '
sehen. Er hat ferner manchmal Kinder vaccinirt, wenn sie e * 1
als die Mütter aufgenommen worden, noch nicht waren und wem 1
diese nicht schon viele Tage erkrankt waren, bei denen dann
die Vaccine fasste und keine Pocken erschienen. Wie bekam' 1
erlangt die Vaccine in 10 Tagen ihre Heile, während das P°'