II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 405
beigetragen, dass leichte Formen der modißcirten Pocken
'. 0| ‘ Lehrern, selbst von Willan, als Varicellen abgehandelt wor-
<ea 8 'nd. Der Verf. sieht uur das von Brxck beschriebene Ex«
snthem für Varicellen an; hat man die der Natur treue Beschrei-
un S desselben vor den Augen, so wird man gewiss bald, be
sonders wenn man das Exanthem 2 oder 3 Tage beobachtet hat,
aricellen und Varioloiden sicher von einander unterscheiden. Zu
nvcK8 Diagnostik möchte H. noch hinzusetzen, dass die Vari-
orile nach Zusammensinken der erhabenen, kleinen Bulla zur
achen mit purulentem Fluidum gefüllten Pustel oft sehr eckige,
St Uen so regelmässige runde Form, wie das Varioloid, annimmt;
d® 88 Varicellen so selten Erwachsene befallen, dass H. sie
Unter mehreren hundert Fällen nur 2 Mal bei jungen Leuten un-
, er . 20 Jahren sah; — und dass die Varioloiden, wie dies auch
ui den ächten Pocken der Fall ist, in der Begel, selbst wenn
nur ganz Wenige zugegen sind, am dichtesten im Gesichte unter
, e " Augen sich zeigen, wogegen die Varicellen nie so zahlreich
Un genannten Theile des Gesichts Vorkommen, wie auf Bücken,
unenkeln und dem Unterleibe. — Von 1832 bis Neujahr 1835
n un jo45 Kranke ins Pockenhospital aufgenommen worden.
°n denselben wurden 808 als vaccinirt und 130 als nicht vac-
U'nirt angegeben. 1? waren nur 8 oder nuch weniger Tage vor
usbruch der Pocken vaccinirt und müssen, weil die Vaccine in
»Ichen Fällen ihre Schutzkraft noch nicht geäussert hatte, zu
u.u Nichtvaccinirten gerechnet werden, deren Zahl also 147 be-
ra gt. Die Vaccinirten verhalten sich demnach zu den Nichtvaccinir-
Ij.u w ' e 6 zu 1. Von den 1045 Kranken haben 179 die ächten
attern und 866 Varioloiden gehabt. Dass die Krankheit in ei-
uigeu Fällen so geringe Modißcalionen zeigte, dass man zweifel-
a t war, ob man sie der ächten oder modißcirten Form zurech-
. e " sollte, versteht sich von selbst. Unter den Kranken mit
®bten Blattern wurden 90 als vaccinirt angegeben, doch ist wohl
1 heil von ihnen es vielleicht gar nicht, oder wenigstens nicht
[t normalem Erfolge gewesen. Bei Vielen sah man charakteri-
l8 che Kuhpockennarben, aber bei den meisten konnte die Un-
ursuchung wegen der grossen Menge Blattern kein Resultat ge-
?"■ Unter den Kranken mit modißcirten Pocken befanden sich
lc, t Wenige, die nicht vaccinirt waren. Dass auch andere Ur
teilen, als vorhergegangene Vaccination die Modißcation bedin
JJ“ können, ist unzweifelhaft. Möhl’s geschichtliche Untersu-'
j'ungeu in dieser Hinsicht sind sehr interessant. Bei Einigen,
^otidcrg kleinen Kindern, leuchtete der Grund der Modification
£ lc '* e ' n ; bei Andern war es frühere Blatternkrankheit. 7 oder
Erwachsene hatten viele und deutliche Narben nach den vorl-
g en bocken. Alle Kranke, über deren frühere Krankheit kein
g We ‘^ e I war, hatten sie dies Mal in modificirter Form. Die Ge-
^oimtzahl der Todten war 44, also ungefähr 1 von 24. Da sich
e <^ahl der Nichtvaccinirten, wie erwähnt, anf 147 beläuft und
•unmwriun» ri. Medicin. I8U5. XI.