II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 401
mit Zwieback und Zucker gelullter und nur ganz wenig mit Was-
®er oder Milch befeuchteter Zuilerchen bei, aus denen er in-
stinctraässig nur immer so viel herauszog, als er ohne besondere
Anstrengung hiuabschlucken konnte. Durch öftere Beobachtung
bei Darreichung und Genuss der Nahrung und des Getränks, und
da die Nackeutiöhle nichts Abnormes zeigte, konnte F. keine an
dere Ursache des erschwerten Schluckens auffinden, als Verenge
rung Schlundes. Er versuchte denselben dadurch auszudeh
nen , dass er selbst dein Kinde grössere Bisschen von weichem
Mehlbrei, grössere Brotkrumen-Flöckchen und grössere Schlucke
v on Getränken reichte. Doch er musste bald davon abstehen,
denn die grössere Menge ging nicht hinab, es traten heftige Er
stickungszufälle ein und krampfhafte Gegenbewegung des Schlun
des stiess Alles wieder zu Nase und Mund heraus. Merkwürdig
ist dieser Fall offenbar dadurch, dass der Schlund in der ganzen
Länge bis gegen den Uebergang in den Magen verengert^ war,
Und zwar gleichmässig und nicht nur, wie oft, an einer Stelle.
— II. Ein jetzt 21jähriger Mensch, den F. von seiner Geburt
mt beobachten konnte, wurde mutterlos aufgefiUteri. Die Ileb-
umtne bemerkte gleich, als sie ihm etwas Chamillenthee einflösste,
ein Hinderniss im Niederschlucken, und man durfte später Milch,
Nasser und Zucker nur in ganz kleinen, oft abgesetzten Portiön-
chen geben, wenn man nicht convulsivische Bewegungen und Er
stickungszufälle erregen wollte. Eben so musste man verfahren,
als man anfing, dein zwar sehr schwächlichen, doch gedeihenden
Knaben Mehlbrei und Milchsuppe zu geben. Reichte man nur
ganz kleine Gaben von Speisen und Getränken, und zwar lang
sam, dar, so nahm man nur wenig, oder gar kein erschwertes
Schlingen wahr, gab man aber etwas mehr und schnell hinter
einander, so zeigte sich immer gleich beim Niederschlucken ganz
oben am Halse in der Gegend des Kehlkopfs krampfhafte Bewe
gung mit Unruhe und Beängstigung. Darauf trat einige Augen
blicke Ruhe ein, der aber rasch von neuem die Zufälle folgten,
die länger, als die ersten anhielten, schnell aber wichen, wenn
*nan ein paar Mal hinter einander kleine Portionen einer Flus
igkeit einflösste. Mund- und Rachenhöhle ausgenommen, welche
Letztere enger, als gewöhnlich schien, liess sich bei dem Klei
nen nichts weiter untersuchen. Man verwendete auf Auffütte
rung dieses Knaben alle Vorsicht, und später lernte derselbe
selbst ganz langsam essen und trinken, musste aber jedes Mal
äur sehr kleine Portionen niederschlucken. Vergass er sich, wie
n 'cht selten geschah, und zog er sich durch zu starke Bissen
Lrstickungszufälle zu, so konnte er diese durch einen Schluck
Nasser schnell verschwinden machen. Mit diesem erschwerten
Schlingen wuchs der Knabe heran und wurde mannbar, ohne
dasselbe los zu werden. Diese Dysphagie hindert den jungen
Mann an Theilnahme manches Vergnügens, indem er, ohne sich
die erwähnten Zufälle zuzuziehen stad dadurch seine Umgebungen
Summarium d. Medicin, 1835, XI. 20