II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 399
'on sich und gab an,, dass sie, so sein’ sie-aunli von Durst ge
quält werde und so gern sie auch etwas essen möchte, doch
nichts hinunterbringen könne, und schon.am Sehen genug habe.
Warf inan ihr aber unerwartet, wie sie dies selbst wünschte,
etwas in deu zufällig geöffneten Mund, .so schluckte sie dies hin
unter. So brachte man ihr 0 gekochte Pflaumen und auch eiuige
Löffel Wasser bei, mit Pretzelmich glückte es aber nur einmal,
dann spuckte sie dieselbe stets wieder aus. Am 5. steigerten
sich alle Zufälle so, dass es der Kranken durchaus unmöglich
w ar, etwas zu verschlucken. Kam man ihr mit etwas Speise
°der Getränk zu nahe, so stiess sie es heftig von sich, war auch
der brennende Durst der grösste, uud schüttete man ihr von der
Seite unverhofft etwas ein, so fuhr sie gewaltig zusammen, schien
krampfhafte Zuckungen zu bekommen und sprudelte es weg. Die
Speichelabsonderung wurde sehr bedeutend, doch konnte sie den
klebrig werdenden Speichel nicht mehr weit von sich speien; er
blieb meist um den Mund hängen und musste vveggew'ischt wer
den, doch besprudelte sie damit noch die, welche sich ihr nä-
herten. Dabei bat sie dringend um Hülfe, besonders um Besei
tigung der unausstehlichen Herzensangst und bat ihre Umgebun
gen llehentlich, Kopf und Küsse ihr festzuhalten und sie mit den
k äusten auf die Brust zu drücken, was ihr Erleichterung schalle,
Sc hnappte jedoch biswei-en nach denselben und suchte nicht sel
ten die Hände zu erhaschen und zum Munde zu lühren, wenn
ibr dies aber nicht gelang, mit deu eigenen Händen sich das
Besicht, besonders die Uppen, zu zerkratzen. Dabei sprach sie
v iel, doch vernünftig und nur selten entfuhr ihr ein Wort, das
keinen Sinn hatte, was sie aber sofort selbst bemerkte. Den 5.
Abends trat, bei steter Steigerung der erwähnten Zufälle, so
starker Schweiss ein, dass sie gleichsam im Wasser schwamm, und
dabei starb sie den «. früh um 3 Uhr, nachdem sie etwas frü
her schon eiuige Ruhe bekommen, ziemlich sanlt, ohne ärztliche
Hülfe, die, erst in der letzten Nacht gesucht, nach ihrem Tode
anlaugte, gewiss aber auch nichts ausgerichtet haben würde. —
Has bisher Mitgetheilte erfuhr W. von Augenzeugen, der Leich-
n #m war, bis auf die Kratz wunden im Gesichte, besonders die
Zerlleischung der Lippen, nicht entstellt, die Wangen zeigten
Hoch blühende Röthe,- und nur der vom Hundsbiss vor 22 Wo
chen getroffene Schenkel sah blauroth aus. [Hufeland's Juurnal
der prahl. Heilkunde, 1835, April.]•
212. Erschwertes Schlingen; vom Prof. J)r. Fleisch-
“anjv 8en . in Erlangen. Bereits 1812 (cf. Abhandl. der pliys.
Wiedic. Societ. zu Erlangen, Bd. II.) suchte der Vf. zu erweisen,
dass diejenige Arterienabweichung, wo die rechte Schlüsselbein-
Schlagader zwischen Luftröhre und Schlunde, oder zwischen
Schlupde und Wirbelsäule durchgeht, keineswegs erschwertes
Schlingen, oder die von Autenrieth aufgestellte Dysphogia lu-
soria veranlassen könne, uud später hat sich ihm seine Beliaup-