S94 II. i Pathologie, Therapie und mediciiiische Klinik.
StJfrk, Puls frequent, hart, doppelschlägig; die Haut heis4; Exa
cerbation erfolgte auf eitlen, gestrigen Abend eingetretehen, star
ken Frost. Ein Aderlass von 10 Unzen zeigte starke Entziin-
dungshaut. Nebenbei ward eine Emulsion mit Nit,rum, Tartarus
erriet, und • Einreibungen der Neapelsalbe in die Brust verordnet.
2 Tage später bei ziemlich demselben Befinden nochmals 8 Un
zen Blut gelassen. Pat. hustete trotz dem 4 Tage darauf meh
rere Unzen hellrothes Blut aus, wornaeh er sicii erleichtert fühlte,
aber matt. Aus Furcht vor einer neuen Blutung 2 Löffel Koch
salzbrei. Unter wiederholten Hämorrlmgien ward diesen Tag
weit über 1 Pfund Blut entleert. Der Puls kleiner, blieb jedoch
härtlich. Dabei heftiges Herzklopfen. Den nächsten Tag, de«
20. Juni, stürzte wieder eine ungeheuere Menge Blut heraus-
Abends ein Aderlass von 12 Unzen und zugleich ein lnfusUM
digitalis mit Phosphorsäure. Am 21. noch immer harter, volle 1
Puls, indess nicht mehr doppelschlägig. Das Abends eine Ve-
näsection von 10 Unzen, wobei sich wieder eine stärkere Cruslu
infiammat. zeigte. Am 22. blieb der Puls noch immer gespannt
und hart. Am 29. in der Nacht eine Hämorrhagie von wenig
stens 1 Pfund. Pat. versicherte, sich schwach, aber erleichtert
zu fühlen. Puls klein, doch noch immer härtlich, ward bis zui»
2. Juli von Neuem härter und voller. Ungeachtet einer wieder
holten Venäsection neuer ßlutauswurf. D?s Kreosot blieb er
folglos. In der Nacht zum 4. ein alle frühem an Stärke über
treffender Blutfluss. Hierauf befand sich Pat. sehr geschwächt,
aber heiter, ward bald ganz gesund, erlangte in Kurzem seine
frühere Corpulenz wieder, und hat sich seitdem ohne alle Be
schwerden befunden. Der Kall beweist, wie starke Blutungen
ein robuster Mann vertragen kann. Pat. verlor in 20 Tagen ge
gen 12 Pfund Blut. Ferner erhellt, dass ein Lungenblutsturz
mit den Symptomen einer beginnenden Phthisis immer noeli voll
kommen kritisch seyn kann. Drittens lehrt der Fall, dass der
Arzt die Natur nicht hofmeistern soll. Sie ist trotz vieler kräf
tiger Mittel ihren Weg gegangen, wodurch die anfänglich rein
antiphlogistische Methode gerechtfertigt wurde. — Sehr zweideutig
ist der braunrothe Auswurf in der Pneumonia nervosa und dem
Typhus, sobald er sich auf die Lungen concentrirt. — Das-Blut'
brechen gehört, dem Vf. zufolge, zu den gemischten Blutungen.
Einer Seits ist das Blut entmischt, andrer Seits ein Streben,
durcii Entfernung des Krankhaften, das Blut in seiner Norm und
Vitalität zu erhalten, unverkennbar. Man nimmt an, das Blut
komme aus der blutreichen Milz, welche durch diese Blutung
ihre Function: das Blut zu reinigen, zu entkohlen, nur erwei
tere. Das Blutbrechen ist den Hämorrhoiden sehr verwandt.
Man heilt es, indem man die Natur in ihrem Bestreben unter
stützt, dies aber dahin leitet, wo leichter eine Krise zu Stande
kommen kann, nämlich abwärts zum Darmcanale. Die Hämor
rhoiden werden zu den activen, doch venösen Blutungen gezählt-