Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

392 II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
unbekümmert um die Eingriffe des Arztes, ihren Gang fort- 
Seltner werden passive für active Blutungen angesehen, auch 
wäre dies noch viel gefährlicher. Vf. hat stets der FnASK’scheB 
Ansicht: die Blutflüsse seyen Secretionen — angehangen. A» 
mechanische Weise kommen Hämorrhagieen höchst selten zu Stande, 
und wenn man besonders Lungenblutungen auf diese Weise ?■* 
erklären wünschte, so verlaufen doch viele Schwindsüchten ohne 
Blutung trotz dem, dass sich die Lungen bei der Section g» nZ 
verzehrt, und in Eiter aufgelöst finden. Häufig hat der Phthi 
siker im Beginn seines Leidens Blutspeien, ja heftige Blutflüsse, 
während später, wenn Eiterung eingetreten ist, keine mehr erfolgen- 
Die grössten Abscesse, welche viele Maass Eiter entleeren, sieht 
man doch meist ohne namhafte Blutungen verlaufen. Zur Er* 
klärung der Blutungen bedarf es, da das Blut nicht bis in seine 
feinste Zertheilung in Canälen eingeschlossen ist, selbst nicht 
der Diapedesis; nur die passiven, als Folge der Lebensschwäche 
des Bluts und folglich seiner Gefässe, gehen auch per diapede- 
sin vor sich, indem sich diese Schwäche schon dem Tode nä 
hert, in welchem das Blut gleichsam durch seine Wandungen 
durchschwitzt. Verf. betrachtet diesem nach folgende auf denJ 
Wesen beruhende Eintheilung der Blutflüsse auch für die prak 
tisch brauchbarste: 1) Ein Organ erhält mehr Blut, als es 
braucht, so der Uterus im ungeschwängerten Zustande. Dies 
ist der wahre active Blutfluss. Ein Unterschied findet darin Statt, 
dass das Blut von der übrigen Blutmasse entweder nicht ver- 
schieden ist, wie beim Nasenbluten, oft bei Lungenblutungen etc-, 
oder von der übrigen Blutmasse abweicht, wie bei Hämorrhoi 
den, vielen Gebärmutterblutflüssen etc. Die Natur entledigt sich 
auf einem bequem dargebotenen Wege des entmischten, zur Er* 
nährung untauglichen Blutes. Hierauf beruht auch der Unter 
schied arterieller und venöser Blutungen; nur kommt das arte 
riellere Blut nicht immer aus den Arterien und das dem venö 
sen ähnlichere aus den Venen, sondern dem Capillargefässsystenie- 
2) Hat das Blut seine Vitalität verloren, so verbindet es sieb 
theils nicht so innig mit den Organen, theils verliert es zugleich 
seine Cohäsion, die Gefässwandungen ihren Tonus, und so findet 
auch noch die Blutung per diapedesin leichter Statt. 3) Giebt 
es Blutflüsse gemischter Art, bei weichen zwar Mangel an Vita 
lität des Blutes Statt hat, der Organismus aber doch durch Ent 
fernung eines Theils des entmischten Blutes die Integrität de? 
Blutraasse wieder herzustellen bemüht ist. 4) Mechanische Blu 
tungen. — Was die Kriterien betrifft, so hat man deren meh 
rere aufgestellt. Ein hellrothes Blut soll auf active Blutung hin- 
weisen. Allein einmal ist diese äussere Beschaffenheit nicht im' 
mer deutlich nachzuweisen, und dann kann auch ein entmischtes 
Blut activ secernirt werden. Für sich allein hat dies Kriterium 
keinen Werth. Active Blutungen geschehen mehr plötzlich, schuck- 
weise, auch wohl regelmässig periodisch; passive dagegen ohne
	        
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