II. Pathologie, Therapie und medicinlsche Klinik. 88!)
das» man Zeichen der herannahenden Geburt wahrnahm. Nun
gab es neue Verlegenheiten: Pat. glaubte, sie habe Frösche oder
sonst etwas im Leibe. Endlich trieb die Angst den Mann der
Frau, sich bei II. Rath zu erholeu. Dieser dachte anfangs an
(»ruvitlilas extrauterina, doch wurde er bald eines Andern be
lehrt. Bei Untersuchung per vaginain fand sich auch nicht eil»
Merkmal einer Schwangerschaft, noch mehr aber ergab genauere
Untersuchung der vermeintlichen Kindesbewegungen, dass hier
etwa« ganz Anderes obwalte. Auf den ersten Blick waren zwar
diese Bewegungen denen eines Fötus in den spätem Monaten der
Schwangerschaft so ähnlich, dass sich fast auch der Verf. hätte
Huschen lassen. Sie waren besonders sichtbar, wenn die Frau
stand (iin Liegen und überhaupt im Bette will sie dieselben nie
gefühlt haben), waren hüpfend oder springend, schnell vorüber
gehend und setzten oft £ — 4-, j® eine ganze Stunde aus. Auch
theilten sie der aufgelegten Hand jene vorübergehende, gleich
sam anschlagende Empfindung, wie bei Schwängern, mit. Nur
das bei Fötalbewegungen vorkommende Weggleiten unter der Hand
liess sich nicht wahrnehmen. Auch zeigte sich bei fortgesetzter
Beobachtung deutlich, dass die Bewegungen immer nur an einer
Stelle des Leibes, nämlich gegen die Mitte zu und immer nur
■'ach einer Richtung, nach oben und vorn, Statt fanden. Es wa
ren nämlich convulsivische, durch die Bauchmuskeln veranlasste
Bewegungen, ähnlich dem Schluchzen, nur mit dem Unterschiede,
dass dies bis in den Hals geht und mit tönendem Geräusche ver
bunden ist, während jene sich nur auf die Bauchmuskeln be
schränkten und geräuschlos waren. H. versuchte nachher an sich
selbst, ein ähnliches Zucken oder Schnellen des Bauchs nach
forn willkühriich nachzuahmen, was ihm auch in etwas, doch
Ungleich gröber, als man es bei jener Frau sah, gelang. Auch
niusste er immer dabei den Atliem anhalten, während bei jener
Kranken durchaus kein Einfluss auf diese Function zu bemerken
w ®r. Sie konnte dabei sprechen, lachen, gehen etc., und doch
blieben die Bewegungen sich gleich. Nachdem H. mit der Dia-
goose im Reinen war, verordnete er Pillen aus Asa, Castor. und
®*tr. Valer. sylv. Schon nach 8 Tagen nahmen die sonderba
ren Bewegungen ab; gleichzeitig damit entwickelte sich aber ein
krampfhafter, trockner Husten, der die Frau nicht wenig quälte
Und gegen 2 Monate anhielt, so dass es ungewiss bleibt, ob die
allmähliche Abnahme jener Bewegungen mehr diesem Husten oder
den Pillen znznschreiben war. Doch wurden letztere ununterbro-
c ben fortgegeben, bis endlich auch der Husten aufhörte. Die
Anschwellung des Leibes nahm allmählich mit ab. [(Jasper s Ko-
ohenschrifi f. d. ges. Hcille., 1835, Nr. 23 u. 24.]
209. Ueber Pocken; mit einigen Krankheitsge-
® c Mchten; von I)r. J. Rätter, Primar-Arzte im allgem. Kran
kenhause zu Wien. Vrf. gedenkt hier der Complicationen, wel
che die Pocken mit andern Hautkrankheiten eingehen. Im ge-