Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

VI. Thierarzneikunde. 
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grossem Interesse, nicht nur in diagnostisch - pathologischer, 
sondern auch thierärztlich gerichtlicher und polizeilicher Hin* 
sicht, und das um so mehr, weil er leicht Veranlassung zu einem 
Verwickelten und langwierigen Processe geben kann, wie es auch 
zuta Theil Statt gefunden hat. — Ein 12jähriges schwarzbraunes 
Zugpferd, polnischer Itace, welches, wie man später erfuhr, ne 
ben einem an verdächtiger Drüse leidenden und deshalb getöd- 
teten Pferde früher einige Zeit im Stalle gestanden hatte, wurde, 
ohne dass man etwa ausserdem deutlich in die Sinne fallende 
Erscheinungen einerStatt gefundenen Rotzansteckung bemerkt hatte, 
von einer rheumatischen Schulterlähme befallen, die dann auch 
durch die Anwendung der angezeigten Mittel ziemlich beseitigt 
war, als man unvermuthet auf ein auffallendes schnaufendes Ath- 
meu des Thieres aufmerksam wurde. Bei der nun deshalb ge 
nau angestellten Untersuchung fand man auch nicht im genüg 
ten einen fieberhaften Zustand, wohl aber zeigten sich auf der 
sehr aufgelockerlen und mit einigen vertieften, blassbläulichen, 
Unebenen, strahlenartigen, ziemlich ausgedehnten Narben besetz 
ten Nasenschleimhaut, besonders rechterseits, einige chankerar- 
tige Geschwüre auf missfarbigem Grunde oben in der Naseir- 
hohle, so dass sie nur mit Mühe gesehen werden konnten. Deut 
liche Spuren eines Nasenausllusses und sonderlich bemerkbare 
Drüsenanschwellung im Kehlgangc überhaupt, waren nicht wahr« 
zunchmen. — Da man sich von der Gegenwart des Rotzes über 
zeugt hielt, so wurde das Thier unverzüglich getödtet. Die Se- 
ction ergab Folgendes: 1) nach Eröffnung der Nasen- und 
Stirnhöhlen fand man: die Nasenschleim- und Stirnhöhlen 
haut ungemein speckartig aufgelockcrt, missfarbig, mehrere bläu 
lich gefärbte und roth punctirte Stellen zeigend, nach unten zu 
jene Narben, besonders an der Nasenscheidewand; mehr nach 
oben, ebenlalls mehr an gedachter Scheidewand, und den Mu 
schelbeinen, viele ausgebreitete, wie in einander verschmolzene, 
vertiefte mit speckigem Grunde und derartig beschaffenen und 
sehr wulstig aufgeworfenen Rändern versehene, völlige chanker- 
urtige Geschwüre, welche mit einem dicklichen, klumpichen, zä 
hen Eiter, der sich auch reichlich, nur ganz verdickt, in den 
Stirnhöhlen vorfand, bedeckt waren; 2) in den Lungen, vor 
züglich der rechten, fanden sich an verschiedenen Stellen erb- 
se n-, linsen- und walluussgrosse Tuberkeln, die theils im Zu 
stande der Rohheit, theils der Erweichung waren; 3) mehrere 
9 e krösdrüsen waren vergrössert und verhärtet; sonst alle 
übrigen Theile gesund. — Kurze Epikrise. Aus der eige- 
® e u Beschaffenheit der Nasen- und Stirnhöhlen, besonders den 
ohankerartigeu Geschwüren und den eigenthümlichen Narben, er- 
giebt sich ganz deutlich, dass gedachtes Pferd an der vollkom- 
öle n entwickelten Rotzkrankheit gelitten hat, und dieses Uebel 
a *8 abgeleitet, durch Ansteckung entstanden, und als schon län 
gere Zeit bestanden, betrachtet werden muss, was durch die
	        
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