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V. Staatsarzneikunde.
der Bewohner, der Ehen, der schulfähigen Kinder angeben und
bestimmen, wie viel von jedem Alter unter den Lebenden sind,
der wievielste Mensch in jedem Jahre des Alters die Schuld der
Natur bezahlen muss u. s. w., und sie sind der Basis von WH'
wen- und Waisen-, von Kranken- und Leichenkassen, von Ton-
tinen- und Lebensversicherungsanstalten unentbehrlich; denn siet
die Tabellen, beantworten die Frage,-wie lange ein, wahrschein*
lieh gesunder Mensch von einem bestimmten Alter, der Proba-
bilität gemäss, noch zu leben habe. — Unter Probabilität
des Lebens versteht man bekanntlich diejenige Zahl der Jahre,
bis zu welchen die Hoffnung, zu leben, und die Furcht, zu ster*
ben, gleich gross sind, oder, um es arithmetisch auszudriickei),
sich wie 1:1 verhalten. Um dies Verhältnis (nach unserer Ta'
belle) zu finden, halbirt man die Zahl derer, die in einem ge
wissen Jahre leben und sucht nun nach, in welchem Jahre diß
Hälfte abgestorben ist: die Differenz zwischen beiden Jahren
giebt die Zeit an, in welcher die Hoffnung zu leben eben s°
gross ist, wie die Furcht zu sterben. Z. B. von 1000 gleich*
zeitig Geborenen sind im 23. Jahre noch 491) übrig. Die Hälfte
von diesen letztem findet sich hinter dem 55. Lebensjahre. Von
diesen 55 zieht man jene 23 ab: so bleiben 32 Jahre, welche
ein 23jähriger wahrscheinlich noch zu leben hat. Oder der Vier
ziger will wissen, wie lange die Parze seinen Lebensfaden noch
fortspinne, so zeigt unsere Tabelle hinter dem 40. Lebensjahre
885 Individuen an, welche von 1000 Geborenen noch übrig sind-
Von 385 nehmen wir 192 als die Hälfte an und finden diese
Zahl hinter dem 61. Lebensjahre stehen: von 1000 Geborene"
Sterben also 192 nach dem 61. Jahre. Man zieht nun von den 1
gefundenen Lebensjahre 61 das Lebensjahr 40 ab, und es blei
ben 21 als die Lebensdauer, welche der Vierziger noch zu hof
fen hat. Wohl möglich, dass derselbe dieses Jahr nicht erreicht,
aber es ist nicht weniger möglich, dass er da und noch weite 1
hinaus unter den Lebenden ist: hier ist nur von Wahrscheinlich
keit, von Probabilitätsrechnung die Rede, und dieäe Rech
nung ist nach der Gesammtzahl, unter welcher Kränkliche und
Schwächliche, wie der Zufall sie giebt, mit inbegriffen. Es be
darf daher kaum der Erwähnung, dass die Mehrzahl derer, wel
che von oben genannten Anstalten aufgenommen werden, voraus
gesetzt, dass dieselben blos möglichst gesunde und kräftig
und vernünftig lebende Menschen recipiren, ihr Leben weit übe*
die Probabilität hinaus bringen werden. — Ein ander Mal mebt
von diesem Gegenstände.
VI. Thierarzneikunde.
205. Ein Fall von verstecktem Rotze eines Pfe r '
des; von l)r. Funke in Leipzig. Der nachstehende Fall ist *° n