Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

362 111* Chirurgie und Ophthalmologie. 
verkürzt und dafür noch breiter macht, wie Richerand richtig 
angiebt, doch gleich nachher dessen ungeachtet diese Richtung 
des Drucks empfiehlt. Das erste, was man deshalb, soll die 
Taxis gelingen, bezwecken muss, ist Entleerung des Darmstücks 
im Bruche und dies gelingt allerdings zuweilen durch den von 
Richerand u. A. angeratheuen seitlichen Druck auf die Geschwulst. 
Häufiger aber reicht dieser in angegebener Weise nicht hin, und 
überdies ist derselbe, streng genommen, nur bei in den Hoden- 
sack herabgetretenen Leistenbrüchen, nicht aber bei Bubonocele 
und Schenkelbrüchen anzuwenden. Dagegen ist die'Encheirese 
von Richter überall anwendbar und sie hat wenigstens den Vrf. 
noch nie verlassen. Sein Verfahren dabei ist folgendes: Sobald 
Pat. eine Rückenlage mit gebogenem Oberleibe und an den Rumpf 
halb angezogenen Schenkeln angenommen, sucht D. die Geschwulst 
nach Maassgabe ihrer Grösse und Lage entweder mit einer oder 
beiden Händen zu umfassen und nun gleichförmig von allen Sei 
ten zu drücken. Erfolgt darauf keine theilweise Entleerung, so 
fängt er an mit Fingern oder Handflächen wechselnd an verschie 
denen Stellen gewissermaassen zu kneten. Enter dieser Mani 
pulation, die weniger schmerzhaft, als ein gleichförmiger Druck 
Bcheint, fängt, setzt man sie beharrlich fort, die gespannte Ge 
schwulst allmählich an, schlaffer, weicher zu werden, was dem 
Vrf. immer ein sicheres Prognosticum für Gelingen der Taxis 
gewährt hat. Der weitere Erfolg ist nun nicht immer der Glei 
che. Meist tritt, während I). wechselnd knetet und wieder gleich 
förmiger drückt, mit fühlbarem Buck und deutlichem Kollern 
plötzlich ein Theil der Contenta zurück, wobei Pat. oft erneuer 
ten Brechreiz empfindet; das übrige folgt nun meist von selbst, 
oder lässt sich, da sich der eingeklemmte nun in einen gewöhn 
lichen reducirbaren umgewandelt hat, leicht nachschieben, wobei 
man nun allerdings die Richtung des Canals, durch den der Aus 
tritt vor sich ging, zu verfolgen hat. In selteneren und schwie 
rigeren Fällen, wo dies nicht geschieht, fährt D. immer fort zu 
kneten, wobei Erweichung und Entleerung nur sehr langsam und 
allmählich vor sich gehen und dann meist nur ein ganz kleiner 
Rest, der lange widerstanden, endlich unter schnellem Rucke 
hineintritt. Diese Fälle sind besonders auch noch darum schwie 
rig, weil man sich leicht über die wirkliche Vollendung der Re 
position täuscht und diese nicht für erfolgt hält, wo sie es wirk 
lich ist, oder, was freilich bedenklicher ist, sie für erfolgt an- 
Bieht: wo sie es noch nicht ist. Lässt man aber nur eiue kurze 
Zeit die Hand auf der Oeffnung des Bruchcanals liegen, so wird 
man sich bald darüber vergewissern, indem, wenn sich auch nur 
ein kleiner Theil noch in der Einklemmung befindet, dieser schnell 
wieder an Umfang und Härte so sehr zunimmt, dass man sich 
nicht länger täuschen kann. Wo die Einklemmung nicht lange 
bestand und die Entzündung noch nicht weit gedieh, kann auch 
das Gefühl des Kranken die Diagnose unterstützen, indem die
	        
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