I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 333
klemmt. Der Kopf nach rückwärts gebogen. Die Augen starr,
ihre Muskelpartieen ganz unbeweglich. Die Stirn war von kaltem
Schweisse bedeckt. Puls klein und schnell. Fat. erhielt das
Opium, dreistündlich 1 Gran. Das Mittel bekam ausgezeichnet,
hatte trotz der langen Fortsetzung, und folglich grossen Menge,
auch nicht eine einzige übele Nebenwirkung und bewies also
"'ieder recht deutlich, dass da, wo ein Medicament wahrhaft in-
dicirt ist, es auch die volle Ladung giebt, und dem übrigen ge
sunden Organismus die schädlichen Nebenwirkungen gemeiniglich
erspart. Pat. bekam ganz warme Schweisse, wodurch seit dem
8. Tage die Muskeln wieder Beweglichkeit gewannen. Am 5.
läge kaute er wieder schwarzes Brot, am 6. setzte er sich auf,
und nach all diesen Vorgängen war die Erschöpfung auch nicht
"n mindesten gestiegen. Trotz dem erschien keine grössere Hoff
nung; auch die rechte Lunge fing an zu rasseln. Pat. fieberte
iort und bekam cavernösen Husten; an die Stelle der Schweisse
traten Durchfälle. Der Pneumothorax verursachte wenig Be
schwerde, indem die Luft frei und ungehindert communicirte.
Pat. ward von nun au in das Hospital aufgenommen, verschied
nach einigen Tagen, und Vrf. wohnte der Section bei, die nichts
Ueborrascbendes zeigte. Die rechte obere Lunge hatte grosse,
käsige Tiiberkelmassen und kleine Excavationen. In der linken
hohlen Brust war die Lunge zu einem -$■ Fuss grossen Lappen
verschrumpft. Das Parenchym war tuberculös und excavirt; die
Oberfläche villös. Die eben so zottige Kippenpleura glich den
kVänden einer grossen Abscesshöhle. Die innere Oeffnung der
Wunde war wulstig, im Umkreise schwarz. Die 12. Rippe war
»ehr abwärts gedrängt. — Vrf. zweifelt, dass es einen idiopathi
schen Pneumothorax geben könne. Eine bis zur Gasentwickelung
getriebene Putrescenz des Bluts oder Brand der Pleura ist unmög
lich, viel eher würde der ganze Organismus aufgerieben werden,
als bis es zur Bildung eines Pneumothorax käme. Bei putriden
Fiebern ist diese Tendenz vorhanden, allein ehe sie ausgeführt
"ird, stirbt der Kranke. Im Leben zeigt sich der Zustand durch
grössere, mit Luft gefüllte, frieselähnliche Bläschen, oder auch
Plalterpusteln, womit zugleich Petechien und dissolute Blutungen
erfolgen. Vrf. sah eine Frau von blühender Gesichtsfarbe, bei
"elclier sich 3 Stunden vor ihrem Tode die ersten Frieselbläs-
c hen zeigten; 12 Stunden darauf, bei der Section, war die vor
her schlanke Person zu einer enormen Dicke angeschwollen. Die
Fasentwickelung war im ganzen Körper; nach jedem Schnitte
R trömte an jedem beliebigen Theile Gas aus, denn die Gasbil
dung war allgemein, wie sie es, wäre ein solcher Zustand im
Feber» möglich, immer seyn müsste. Auf den Pleurasack allein
"ürde sich die Gasentwickelung nie beschränken. Der Pneumo
thorax ist stets symptomatisch, entsteht theils durch Communi-
ca *ion des Pleurasacks mit den Ilespirationswegeu, theils durch
Oonimunication desselben mit der üussern Luft, nach Perforation