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VI. Gynäkologie und Fädiatrik.
Mola hielt, durch die Scheide ab. Die Schmerzen nahmen zu
und die Verstopfung wich selbst den kräftigsten Draslicis nicht,
fötusbewegungen wurden aber nicht, mehr empfunden. Pat. war
jetzt im G. Monate schwanger. Vom Drange zu Stuhle zu gehen
gepeinigt, verlebte sie jetzt noch einen Monat. Der Afterzw'ang wurde
endlich 60 heftig, dass sie sicli nicht enthalten konnte, den Zei
gefinger in den Mastdarm zu bringen, um die harten Stoife, die
ß ie darin enthalten glaubte, herauszufördern. Sie fand nichts;
*1« sie aber den Finger höher hinaufführte, stiess sie zu ihrem
Schrecke auf einen harten, stechenden Körper. Nach einigen
lagen wiederholte sie mit 2 Fingern diese Versuche und endlich
gelang es ihr, den fremden Körper herauszuziehen. Dieser wurde
für ein Stück der Oberkinnlade eines einige Monate alten Fötus
erkannt. Nun konnte man an Extrauterinschwangerschaft nicht
zweifeln und schickte Pat. nach Neapel. Als P. dieselbe sah,
schien der Tod nahe. Sie fieberte, der Unterleib war heiss, ge
schwollen, sie gab Schmerz, besonders im Hypogastrium an, der
Urin sah gallig aus und auf die Verstopfung hatte sich Durch
fall von verdorbenen, sehr übelriechenden, wahrhaft aashaften
Stoffen eingestellt. P. verordnete Bäder und kühles llegim und
schritt Tags darauf zur Ausziehung des Fötus. Er brachte den
linken Zeigefinger ins Rectum und nachdem er die kleine, zum
Sacke des Amnions führende Oetfnung aufgefuuden, gelang ea
ihm, in dieselbe einzudriugen, worauf er sich des Fingers be
diente, um eine Polypenzange einzuführen, mit der er einen Kno
chen auszog. . Dies Verfahren wurde wiederholt, so lange es
Pat. aushalten konnte. Nachdem er so den Schädelknochen und
das ganze Rückgrat ausgezogen, liess er erweichende Einspri
tzungen machen und verschob das Uebrige bis auf den folgenden
Tag. Um alle Knochen mit dem Fleische auszuziehen, waren
d Tage nöthig. Den Sack des Amnions überliess man der Na
tur und man setzte nun die austrocknenden oder zusammenzie
henden Einspritzungen fort, bis die Höhle kleiner wurde und die
Verbiudungsöifnung sich schloss. Pat. erholte sich vou dieser
Zeit an wieder, kehrte nach 14 Tagen bei guter Gesundheit zu
den Ihrigen zurück und befindet sich jetzt noch völlig wohl.
D®. Proriep's Notizen, Bd. 44, Nr. 13 nach Gazette med. de Paris,
4. Avr. 1835.]
172. Beobachtung einer Zellgewebe-Verhärtung
l'ei einem Neugeborenen; von Dr. Asgknstkin zu Cöln.
Has Kind eines Schreiners, gesund und kräftig geboren, er
krankte am 10. Jun. v. J., als am 8. Tage nach der Geburt,
flie Eltern bemerkten nämlich, dass, dasselbe ausser der Zeit
"'ährend des wenigen Schlafes fast in einemfort schrie, dabei
lässig laxirte und dass sich,-von dieser Zeit au, in der Gegend
ücr Schambeiuvereinigung eine Geschwulst bildete, die sie für
einen Bruch hielteu und wegen der sie ärztliche Hülfe nachsuch-