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VI. Gyhäkologie und Pädiatrib.
Dauer der Schwangerschaft nicht vom Tage der Befruchtung
sondern von dem der letzten Menstruation an gerechnet wird und
das erste deutliche Wahrnehmen der Kindesbewegungen sich g e *
■wohnlich um 2 — 3 Wochen über die Hälfte der Schwangerschaft
hinaus verspätet. Die innere geburtslnilHiche Untersuchung wurde
absichtlich nicht vorgenornmen, um das Hymen nicht zu zerslö'
ren und dessen Verhallen bei der Geburt beobachten zu können.
Am ID. April erfolgte die Geburt in der Art, dass Nachmittags
um 1 Uhr diö ersten Wehen’ eintraten, Abends 7 Uhr die Ei-
häute sjirangeh und das - erste Fruchtwasser durch die kleine
Oelfnung des bis dahin hoch uhversebrlen Hymens abflöss, dann
aber der in d‘üf zweiten HiHterhäuptslage herabgedrängte Kindes-
köpf, bet kräftigen‘Wehen und gutem Verarbeiten derselben, die
enge* Mnttersebeide' und mit ihr zugleich die Oeffriung des Hy*
mens allmählich so erweiterte,? dass nach 1-f Stunden ein völlig
reifer, sehr lebenskräftiger, 8 Pfund schwerer und 18^- Z. lan
ger Knabe, ohne alle Kunsthülfe, dem Schoosse der von ihm
selbst deflorirten Mutter sich entwand. Dieser Entbindungsvorgaiig
wurde nicht nur von den geburtshülliichen Beamten der Gebär
anstalt, sondern auch von der gegenwärtig gewesenen Abtheilung
der Studirenden des k. med. chir. Friedrich-Wilhelms-Instituts
beobachtet, unter welchen der jetzige Charitd - Chirurgus Lnvcs
der Entbindung Vorstand. Mutter und Kind blieben -völlig wohl
und verliessen am 10. Mai 1834 die Gebäraustalt. [Med. Zeit-
v. Vereine f. IJeilk. in Prensaen,,- 1835, Nr. 22.]
1-71. Eine Beobachtung von Extrauterinschwan
gerschaft) vom Prof. J)r. P^trcnti zu Neapel. Eine Sßjäh-
rige Frau, Mutter Von 5 Kindern, litt im Aug. 1833 an Ausblei
ben der Regeln mit allen den Zufällen, die sie bei früher»
Schwangerschaften bemerkte, und zugleich an Schmerzen, die an
Hysteralgie denken' Hessen. 3 Monate später zeigte sich über
den Schambeinen eine harte, umschriebene, nach rechts geneigt»
Geschwulst, und da wegen Fortdauer der Schmerzen- über Gegen
wart einer Schwangerschaft Zweifel entstanden, hielt man die Ge
schwulst für scrophulöse Auftreibung des rechten Eierstocks und
behandelte sie mit allerlei antiscrophulösen Mitteln, doch ohne Er
folg. Im -Noiv. spürte die Frau in der Geschwulst leichte und
dunkle Bewegungen, wie von einem Fötus, was sie durch ob Ma-
hinis mittelst Untersuchung bestätigen liess. Von nun an war
die Schwangerschaft ausser Zweifel gesetzt, auch fingen die Brü
ste an, etwas Serum und Milch abzusondern. Die Schmerzen
hielten- n'oeh immer an und die Vorstopfung war so hartnäckig,
dass einige ACfzte, die bei der frühem Diagnose beharrten und
die empfundenen Bewegungen von Anhäufung des Menstrualbluts
im Uterug abteiteten, zur Entleerung desselben S&cale cornutum
empfahlen. Auf Anwendung dieses Mittels ging allerdings etwas
Blut mit Blutgerinnsel und einem kleinen Sacke, den man für eine