V. Chirurgie und Ophthalmologie. 809
ohne bekannte Ursache, in der Regio epigastricu eine äusserst
schmerzhafte, gegen 2^ Z. lange und einige Federspulen breite
Ecschwulst, ohne sonderliche Hautröthe. Man zog einen Wund
arzt 2. Classe zu Käthe, und dieser wendete sich an S., weil
er glaubte, dass ein Rippenknorpel abgebrochen und seitwärts
geschoben sey. Nach nur oberflächlicher Betastung der Geschwulst
fragte S. die Mutter, ob das Kind vielleicht eine Nadel verschluckt
habe, erhielt aber darauf: Nein zur Antwort. S. schickte sich
nun an, die Geschwulst, so sehr auch das Kind widersträubte,
nochmals zu untersuchen, als eine Stopfnadel mit ihrem spitzen
Fnde von selbst durch die Hautdecken hindurch stach. Wie -S.
erfahren hat, dass dieselbe vor 8 Jahren verschluckt worden sey,
hat er nicht angegeben. [Rüst’s Magaz. f. d. ges. Heilkunde,
Bd. 4-1, Jlft. l/J
166. Eine neue Operation zur Radicalcur derUn-
terleibsbriiche; von Gerdy. Diese neue Operation besteht
darin: 1) mit dem Finger die Haut vor sich her in den Ingui
nalcanal zu drängen, so dass sie wie ein umgekehrter Hand-
«tfilihfhiger in die Oeffnung und das Innere des Bruchcanals
tritt. 2) Den Grund der sackförmig zurückgedrängten Haut all
die vordere Wand des Bruchcanals mit 4 oder 5 Heftstichen an-
znheften. 3) Die Höhle des invaginirten Stücks der Haut mit
telst Ammoniaks irr Entzündung zu versetzen, um so Adhärenz
zwischen den Wänden zn bewirken und die Höhle zu vernich-
ten; 4) endlich, um den Erfolg der Operation noch mehr zu St
ehern, wenn man anders will, die äussere Oeffnung der sackför
migen Verlängerung durch einige blutige Hefte zu schliessen.
Diese wenig schmerzhafte, ganz unschädliche und ohne allen
Einschnitt vorzunehmende Operation schliesst mittelst eines so
liden, festhängenden Stopfers die OefTnung des Leistenrings in
den Bruchcanal. Gerdy hat die Operation mit glücklichem Er
folge im Hospital de St. Louis gemacht. Bei dem ersten^ am
12. März operirten Kranken waren am 7. oder 8. Tage die Ad
härenzen vollständig und der Bruch geheilt, als G. der ^4cade~
wie royale de Medecine die Mittheilung von dieser neuen Ope
ration machte. Ueber den 2. am 27. März operirten Kranken
Versprach G. der Akademie weitern Bericht. [v.Frorieps ISotiz.
Bd. 44. Nr. 10.]
167. Exstirpation einer fibrösen Geschwulst des
Uterus durch den Bauchschnitt; aus dem Berichte über das
Chirurg.- und Augenkranken-Clinicum der Universität Heidelberg
hi d. J. 1830 — 1834 vom Prof. J)r. Chelius. Wie schwierig
eine genaue Diagnose der Abdominalgeschwülste ist, wird jeder
Erfahrene gern zugestehen. Es giebt Fälle, wo selbst die ge
übtesten Praktiker bei solchen Geschwülsten ihren Irrthum erst
einsahen, als sie den Bauchschnitt machten. Am bestimmtesten
bann man in der Regel noch die Geschwülste der Ovarien dia-
gnosticiren. — Nachstehende Beobachtung mag zeigen, wie in